MEDIEN I Wichtige chinesische Quellen für China-Watcher

Lange Zeit war chinesische Politik eine black box. Man erfuhr wenig, was sich in der Regierung und Partei tat, wie man dort und warum zu welchen Entscheidungen gekommen war. Doch diese black box existiere dank Internet nicht mehr, schreibt Shengyu Wang (Center for China Analysis bei der Asia Society, New York) in dem Beitrag „China Watching in China“. Die Regierung und die KP Chinas produzierten nun mehr politische Online-Informationen als je zuvor. Ob Agenda von Veranstaltungen, personelle Wechsel, Budgetdaten oder Zeitpläne für die Implementierung von Gesetzen und anderen Maßnahmen – viel Open-Source-Material über chinesische Politik sei inzwischen verfügbar. Allerdings muss man dafür der chinesischen Sprache mächtig sein. Für diesen Personenkreis gebe es – so Shengyu Wang – inzwischen „a growing ecosystem of political commentary“. Dieses Netzwerk an Kommentatoren bestehe aus Chinesen im Ausland, Experten und Journalisten in China – auch in den Staatsmedien. Wang empfiehlt aus diesen Kreisen zehn X-Accounts, fünf Podcasts und zehn „Mainland Media and WeChat Services“, die er in seinem „Guide to China-Language Analysis of Chinese Politics“ zusammengefasst hat.

  • Zu den zehn genannten X-Accounts gehören unter anderem die folgender Experten: @Caolei ist bestens über die chinesische Finanzszene informiert. @CNPoliWatch und @FollowCnRules analysieren personelle Wechsel in der chinesischen Politik. @HankInBeijing beschäftigt sich mit der Tech-Szene. @JosephWen kommentiert aus Taiwan die Veränderungen in der PLA. Und @MaoViews sei – so Wang – ein exzellenter Beobachter der chinesischen Politik-Elite.
  • Bei den fünf Podcasts empfiehlt Wang Bumingbai, den der Journalist der New York Times, Li Yuan, produziert. Er biete „candid and insightful discussions on contemporary China“. Vivian Wu bringt in ihren Dasheng Podcasts lange Interviews mit den führenden Intellektuellen Chinas. In dem Podcast Within the System gibt es “insider’s views into the realities of working within China´s vast bureaucracy”.
  • Bei den Medien-Accounts steht für Wang Caixin Media an erster Stelle. Das 2010 von Hu Shuli, einer legendären Journalistin, steht für investigativen Journalismus vor allem in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft. Daneben nennt Wang auch die Online-Seiten verschiedener Staatsmedien als wichtige Quellen, so zum Beispiel Chang’an Street Insider (Beijing Daily), Chatting About the Current Political Situation (People‘s Daily), Political Affairs (Beijing News), Political Knowledge (Beijing Youth Daily) sowie Yuyuan Tantian (CCTV).

Liest man diesen Führer durch die chinesischen Quellen, kommt man in der Tat zu dem Ergebnis, dass China keine black box mehr ist. Wer will und wer kann (Sprache! Zeit!), erfährt durch diese Quellen viel über das so geheimnisvolle Reich der Mitte.

Info:

Hier der „Guide to Chinese-Language Analyis of Chinese Politics“ von Shengyu Wang mit den Links zu den von ihm empfohlenen Quellen: https://asiasociety.org/policy-institute/china-watching-chinese

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