Thomas Bird lebt seit 2005 in Asien und hat viele Reisebücher über China und die Region geschrieben. Im China Books Review (31. Juli) bedauert er, dass es immer weniger Reisebücher gibt und stellt die Frage: „What Happened to China Travel Guides?“ Bevor er jedoch diese Frage beantwortet, gibt er einen kurzen interessanten Überblick über Reiseliteratur zu China. Er startet diesen in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das sei die „golden era for travel writing about China“ gewesen. Er nennt exemplarisch drei Bücher aus jener Zeit: Somerset Maughams „On a Chinese Screen“, Peter Flemings „One’s Company” und “The Travelers‘ Handbook for China” von Carl Crow. Es dauerte bis zum Ende der 60er Jahre, ehe neue Reisebücher aufgelegt wurden. Sie entstanden vor allem im Zuge des „Hippie-Trail“, auf dem viele Aussteiger vom afghanischen Kabul ins nepalesische Kathmandu pilgerten. Stellvertretend sei hier das Werk von Tony and Maureen Wheeler genannt: „Across Asia on the Cheap“. Das 1973 erschienene Büchlein umfasste nur 94 Seiten, war aber das erste Lonely-Planet-Buch. 1978 gründete der in Hongkong lebende britische Fotograf Magnus Bartlett die China-Guide-Serie. Und 1984 erschien der erste China Guide in der Lonely-Planet-Serie: „China – A Travel Survival Kit“. Es war die Zeit, in der viele Reisebücher-Reihen aufgelegt wurden: die APA Insight Guides, die Moon Travel Guides, die Rough Guides und die Bücher von Arthur Frommer und Eugene Fodor. Doch dann kam das Internet und die Zahl der gedruckten Reiseführer nahm rapide ab. Nur wenige Touristen reisten noch mit dicken Wälzern durch China. Sie vertrauten auf Informationen, die sie auf ihrem Handy abrufen konnten. Hinzu kam: Diese Infos waren aktueller als die gedruckten Informationen. Bird schreibt: „The greatest challenge of updating a China guidebook was just how fast the country was changing.” Dieser strukturell bedingte Niedergang wurde dann noch durch die Covid-Pandemie beschleunigt. Nochmals Bird: „The Covid pandemic was a death knell for prominent print publications.” Und noch ein weiterer Grund für den Rückgang chinesischer Reisebücher kommt hinzu: „The West is becoming estranged from China.“ Das sagt Magnus Bartlett, der britische Fotograf in Hongkong. China hat ein Imageproblem im Westen, viele Westler wollen nicht mehr in das Land reisen, was Bartlett bedauert: „It seems almost disrespectful that people don’t want to visit the home of almost a quarter of humanity.” So gibt zum Beispiel APA Publications (Insight Guides, Rough Guides) lieber Reisebücher über andere asiatische Destinations heraus. Marketing-Managerin Sarah Clark sagt: „China has not been requested in the same way that, for instance, Japan was.” Aber immerhin: Lonely Planet soll gegen Jahresende mit einem neuen China Guide herauskommen.
Info:
Hier der Artikel von Thomas Bird in China Books Review: https://chinabooksreview.com/2025/07/31/travel-guides/