„In ganz Asien gibt es nur zwei Regisseure, die alles können: Schreiben, Regie führen, schauspielern, Stunts koordinieren, Kampfszenen choreografieren und Schneiden. Nur zwei“, sagt der Geehrte augenzwinkernd, „einer ist Sammo Hung, der zweite bin ich, Jackie Chan.“ Diese Lobeshymne auf sich selbst sang Jackie Chan im Kino GranRex in Locarno. Dort fanden im August die 78. Filmfestspiele statt. Und dort bekam eben dieser Jackie Chan (71) den „Pardo alla Carrierea“ für sein Lebenswerk. Er hat mit seiner Selbstbeschreibung nicht geflunkert. Jackie Chan ist in der Tat ein Multitalent, ein Tausendsassa, ein cineastischer Weltstar aus Hongkong.
Dort wurde er am 7. April 1954 auf dem Victoria Peak geboren. Seine Eltern, die zu der Zeit im französischen Konsulat gearbeitet haben, waren während des Bürgerkrieges aus China geflohen. Chan Kong-sang, wie er damals noch hieß, war ein hyperaktives Kind. Er lernte deshalb schon früh Kampfsportarten. Mit sieben Jahren wurde er in die China Drama Academy aufgenommen und hatte in diesem Alter auch schon seine erste Filmrolle in dem Streifen „Big and Little Wong Tin Bar.“ Danach folgte er seinen Eltern ins australische Canberra, wo er auch auf Baustellen arbeitete und dort den Namen Jackie verpasst bekam. Doch anfangs der 70er Jahre zog es ihn wieder zurück nach Hongkong. In dem Film „Fist of Fury“ (1972) war er das Stuntdouble von Bruce Lee. Als der legendäre Bruce Lee 1973 starb, wurde der junge Jackie Chan als sein Nachfolger gehandelt. Doch Chan wollte seinen eigenen Stil entwickeln. Es wurde ein eher komödiantischer Stil. Zudem lernte er neben dem Kongfu-Kämpfen auch das Singen. In den 80er Jahren wurde er durch die Filme „Project A“ (1983) und „Police Story“ (1985) zum Star in Asien. Mitte der 90er Jahre wagte er den Sprung nach Hollywood. Dort machte ihn der Film „Rush Hour“ (1998), in dem er an der Seite von Chris Tucker spielte, zum Weltstar. Giona A. Nazzaro, Festivalleiter in Locarno, lobte ihn bei der Preisverleihung: „Jackie Chan is both a key figure in contemporary Asian cinema and one whose influence has rewritten the rules of Hollywood cinema.”
Aber Jackie Chan wollte mehr als nur der tollpatschige und liebenswerte Kung-Fu-Kämpfer sein. Er wollte selber Filme produzieren und gründete eine eigenen Produktionsfirma. In den vergangenen Jahren drehte er viele Abenteuerfilme, vor allem für Kinder. Insgesamt hat er in 160 Filmen mitgespielt oder Regie geführt.
Die vielen Stunts und Kampfszenen haben bei ihm Spuren hinterlassen. Er hat sich die Beine, die Nase und Finger gebrochen und erlitt sogar einen Schädelbasisbruch. .Auf einem Ohr ist er fast taub. Trotzdem gibt er sich unermüdlich: „Ich bin heute 71 Jahre alt und kann immer noch kämpfen“, sagte er in Locarno. Wie lange noch? „Vielleicht höre ich eines Tages auf“, kündigte er an. Aber das hat er schon öfters gesagt.