GESELLSCHAFT I Was junge Chinesen über Liebe und Ehe denken

Aus Liebe heiraten? Nicht unbedingt. Der Anteil der jungen Chinesen, die so denken, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Das ergab eine Umfrage von Liu Wenrong, Soziologin am Institut für Soziologie der Akademie für Sozialwissenschaften Shanghai. Sie befragte 2400 junge Chinesinnen und Chinesen zwischen 21 und 40 Jahre in den Städten Beijing, Shanghai und Guangzhou. In einem Interview mit dem People Magazine berichtet sie über die Ergebnisse. Das Interview wurde von dem Blog Beijing Scroll ins Englische übersetzt. Ihre erste Frage war: „If someone meets all your criteria for a spouse but you hasn´t fallen in love with them, would you marry them?” 25 Prozent der Männer beantworteten diese Frag mit Ja, bei den Frauen sind es mit 23,6 Prozent unwesentlich weniger. Vor 25 Jahren waren diese Prozentzahlen noch viel geringer: 11,6 Prozent bei den Männern und acht Prozent bei den Frauen. Liu Wenrong bewertet das so: „Today’s young people are very clearly telling us they think daring is dating, marriage is marriage – two different things.” Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass junge Menschen wieder starker bei der Heirat auf Freunde und Eltern hören. Liu: “Today, parental involvement in children’s marriages seems to increasing again.”  Sie zitiert einen jungen Mann: “I´ve been in love, I´ve experienced that state, now I’m getting married according to my parents’ wishes. If I don’t follow my parents’ opinion in marriage and they don’t buy me a wedding home or help with childcare, what would I do?”  Diese Einstellung hat viel mit den gestiegenen Immobilienpreisen zu tun. Junge, heiratswillige Männer haben für eine Wohnung oft nicht das Geld, aber ihre Eltern. Deshalb akzeptieren sie oft die Entscheidung der Eltern, wen sie heiraten sollen. Liu widerspricht der in der Vergangenheit immer wieder zu hörenden und zu lesenden These, dass sich junge Leute von ihren Eltern abnabeln, dass das alte Modell der Familienverbünde sich zunehmend auflöse. Sie sagt: „China’s intergenerational support and mutual aid model is quite stable.” Gerade in Zeiten des massiven sozialen Wandels erweise sich die familiäre Bande als ein wichtiges stabilisierendes Element.  

Info:

Hier die Übersetzung der Interviews mit Liu Wenrong: https://www.beijingscroll.com/p/rewriting-romance-how-young-chinese

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