eine Haushaltshilfe, ein Mädchen für alles, das also putzt, kocht, einkauft, die Kinder betreut und vieles mehr. Seit 2009 heißt ihre Ayi Wang Shujun. 2022, nachdem Zhu pensioniert worden war, begann sie zu fotografieren. Zunächst machte sie Porträtfotos ihrer Ayi. Das brachte sie auf die Idee, weitere Ayis im Freundes- und Bekanntenkreis abzubilden. Über 30 von ihnen hat sie inzwischen porträtiert. Die Aufnahmen sind so gut geworden, dass sie damit Ausstellungen veranstaltet und auch schon einige Preise eingeheimst hat.
Zhu versucht aber nicht nur, die Ayis abzubilden, sondern auch deren Lebensläufe zu erzählen. Es sind meist Geschichten, die auch etwas über die Entwicklung Chinas in den vergangenen Jahrzehnten aussagen. Viele dieser Aiys kamen vom Land oder aus kleinen Städten. Die meisten hatten keine Bildung genossen. Aber sie arbeiteten sich nach oben. Zhu sagt in einem Interview mit Sixth Tone: „I have noticed that those who have stuck with this work over the years have seen their lives improve significantly.”
Bestes Beispiel sei ihre eigene Ayi Wang Shujun. Sie kommt aus einem Dorf in Yibin in der Provinz Sichuan. Mit 24 Jahren ging sie als Wanderarbeiterin in einer Fabrik im südchinesischen Shenzhen. Nach der Geburt ihrer Tochter ging sie zurück nach Sichuan, in die Hauptstadt Chengdu. Dort verdingte sie sich als Ayi. Sie arbeitete unermüdlich, hatte phasenweise zehn verschiedene Haushalte zu versorgen. Sie wohnte mit zwei anderen Familien zusammen in einem kleinen Apartment. Als ihre Tochter in die Schule kam, holte sie sie aus ihrem Dorf nach Chengdu nach. Heute ist Wang Shujun Besitzerin einer 80-Quadratmeter-Wohnung in Chengdu. Ihre Tochter konnte studieren und ist jetzt Offizier bei der Polizei. Zhu sagt: „I think Wang´s life is an example of upward moving through hard work. I deeply admire her for it.”
Es sind diese Aufsteiger-Geschichten, die Zhu immer wieder von den Aiys gehört hat. Sie sagt voller Hochachtung: „These women have completely transformed their lives and most have achieved their dreams.” Zu diesem Traum gehöre vor allem, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Sie habe kein Jammern gehört über diese harten Arbeitsbedingungen: „Most of those I interviewed were satisfied with life and had little to complain about.” Sie traf sogar auf Ayis, die es finanziell gar nicht nötig gehabt hätten, diesen Job zu machen.
Über 30 Ayis hat sie – wie gesagt – inzwischen porträtiert. Die Aufnahmen sind jeweils in den Wohnungen entstanden, wo die Ayis arbeiteten. Sie geben damit auch interessante und seltene Einblicke in das Wohnumfeld chinesischer Mittelklassehaushalte. Zhu will weiter ihre Ayis fotografieren: „My goal is to photograph 100 homes.“
Info:
Hier der Artikel in Sixth Tone mit vielen Porträtfotos von Ayis und ihren Geschichten: https://www.sixthtone.com/news/1016968