Es war fast sommerlich warm, als sich wie jedes (Früh-)Jahr die Top-Vertreter der globalen Wirtschaft mit hochrangigen Repräsentanten des chinesischen Staates zum China Development Forum trafen. Ort der Begegnung war wie immer das idyllische Diaoyutai Gästehaus, das inmitten einer schönen voluminösen Parkanlage im Nordwesten Beijings liegt. Über 80 CEOs multinationaler Konzerne waren geladen und die meisten haben die Einladung angenommen. Dazu gesellten sich Vertreter der Wissenschaft und „Institutional Representatives“, wie es in der Teilnehmerliste hieß.
Bei den Unternehmenschefs fielen zwei Trends aus: Es waren im Gegensatz zu früher mehr Europäer und mehr Gäste aus dem Globalen Süden (Saudi-Arabien, Südafrika, Brasilien und Südostasien) dabei, was man durchaus als politisches Statement werden kann. Zwar dominierten nach wie vor die großen US-Bosse wie Tim Cook (Apple) oder Stephen Schwarzman (Blackrock) die Liste. Doch die Deutschen stellten nach den Amerikanern bereits das zweitgrößte Kontingent. Hier die Namen der zehn Vertreter deutscher Unternehmen: Roland Busch (Siemens), Oliver Zipse (BMW), Ola Källenius (Mercedes-Benz), Stefan Hartung (Bosch), Alexander Wynaendts (Deutsche Bank), Miguel Ángel López (ThyssenKrupp), Hubertus von Baumbach (Boehringer Ingelheim), Christian Hartel (Wacker Chemie) und Denis Depouxy (Roland Berger). Siemens-Chef Roland Busch war dieses Jahr sogar Co-Chair der Veranstaltung, was ihm die Ehre einbrachte gleich nach der Eröffnungsrede von Ministerpräsident Li Qiang zu sprechen.
Bei den „Scholars“ hingegen waren keine Deutschen vertreten. Hier dominierten nach wie vor die Amerikaner. Und man sah bei ihnen die bekannten Gesichter: Graham Allison (Harvard), Scott Kennedy (CSIS), Peter Nolan (Cambridge), Jeffrey Sachs (Columbia), Joseph Stiglitz (Columbia), Thomas Friedman (The New York Times) und auch Stephen Roach (Yale), der letztes Jahr verärgert war, weil er keine Rede halten durfte.
Interessant, welche Deutsche unter den „Institutional Representatives“ geladen waren: Der SPD-Politiker Thorsten Schäfer-Gümbel, der inzwischen Chef der GIZ ist; der liberale Ökonom Lars Feld, der das Freiburger Walter Eucken Institut leitet; der ehemalige Wirtschaftsweise Volker Wieland, der dem Institute for Monetary and Financial Stability an der Uni Frankfurt vorsteht; und schließlich Lars-Hendrik Röller, der ehemalige Wirtschaftsberater Angela Merkels und jetzige Professor an der ESMT in Berlin.
Das Treffen diente vor allem dem Informationsaustausch, aber auch der Übermittlung von Botschaften. So pries Ministerpräsident Li Qiang in seiner key note die Globalisierung, die aber „angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Fragmentierung und Instabilität in der Welt“ in Gefahr sei. Er appellierte deshalb an die versammelte Unternehmerschar, sich als „defenders and promoters of globalization“ zu engagieren. Li versprach auch den chinesischen Markt weiter zu öffnen, was von den CEOs offiziell begrüßt wurde, aber in kleineren Runden skeptisch kommentiert wurde, hat man diese Versprechen denn schon des öfteren vernommen.
Einige Teilnehmer blieben die Woche über noch in Beijing, denn am Freitag, den 28. März, hatte Parteichef Xi Jinping eine ausgewählte Schar der Unternehmensführer in die Große Halle des Volkes geladen. Es war bereits das dritte Treffen Xi Jinpings mit ausländischen CEOs binnen 17 Monate. Diesmal waren europäische und vor allem auch deutsche Vorstandschefs prominent vertreten. Allein zehn deutsche CEOs waren vertreten. Im Vergleich zu den 14 amerikanischen Bosse war das eine hohe Zahl. Insbesondere die Chefs von Mercedes (Ola Källenius) und Oliver Zipse (BMW) wurden hofiert. Sie hörten salbungsvolle Worte von Xi Jinping: „Ich möchte allen ausländischen Unternehmen, die sich an der Entwicklung Chinas beteiligt und sie unterstützt haben, meinen herzlichen Dank aussprechen.“ Für Källenius und Zipse war soviel Anerkennung nur einen Tag, nachdem US-Präsident Trump ihre Autos mit einem Zoll von 25 Prozent bedrohte, eine wohltuende Abwechslung.
Info:
Hier die Liste der ausländischen Gäste beim China Development Forum: https://en.cdf.org.cn/cdf2025en/chjb/11442.htm#content
Und wer sich ein Bild vom Diaoyutai-Gästehaus machen will, kann es hier tun: https://www.chinadyt.com/en/
Hier die Rede Xi Jinpings vom Freitag, den 28. März (einschl. der Gästeliste): https://www.pekingnology.com/p/full-text-xis-speech-to-global-ceos?utm_source=post-email-title&publication_id=47580&post_id=160086701&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=1cv&triedRedirect=true&utm_medium=email