Der 1999 früh verstorbene Wang Xiaobo galt als Enfant Terrible der chinesischen Literaturszene. Er wurde 1952 in einer Beijinger Intellektuellenfamilie geboren. Damit war klar, dass er in den Wirren der Kulturrevolution in einer Landkommune in der Provinz Yunnan landete. Nach dem Ende der Kulturrevolution unterrichtete er Soziologie an der Peking Universität, ehe er sich als Schriftsteller verdingte, der aber als solcher nie vom staatlichen Kulturbetrieb anerkannt wurde. 1992 schrieb er das Kultbuch „Das goldene Zeitalter“. Es handelt von dem 21jährigen Wang Er, der in der Kulturrevolution aufs Land verbannt wird. Dort findet er sich – so heißt es im Klappentext – „den Schikanen seiner Vorgesetzten und den Anfeindungen der Dorfbewohner ausgesetzt, die ihn schließlich beschuldigen, eine Affäre mit der fünf Jahre älteren Ärztin Chen Qinyang zu haben. Der gewiefte Student erkennt, dass jegliches Abstreiten sinnlos wäre und den beiden nichts anderes übrigbleibt, als die Gerüchte wahr werden zu lassen. So beginnen sie eine lustvolle Affäre, für die sie sich mit ausführlichen »Geständnissen« vor den lokalen Autoritäten rechtfertigen müssen.“ Erst jetzt wurde der Roman von Karin Betz ins Deutsche übersetzt. Sie beschreibt Wus Verhalten etwas salopp als „Vögeln für den Widerstand“. Etwas gepflegter drücken sich die Rezensenten aus. Für Theresa Hübner (WDR 5) ist es „ein philosophisch-witziger Roman über die Suche nach dem richtigen Leben im falschen im China der 70er und 80er Jahre.“ Und in DLF Kultur adelt Lara Sielmann das Buch als „ein wichtiges Zeitzeugnis und einen großartigen kafkaesken Roman.“
Info:
Wang Xiaobo: Das Goldene Zeitalter, Matthes & Seitz, 286 Seiten, 25 Euro.