Am 15. Oktober stellte China ein erstes nationale Programm für die Weltraumforschung vor. Auf einer Pressekonferenz erläuterten die Vertreter folgender Organisationen das Programm: Chinesische Akademie der Wissenschaften (englische Kürzel: CAS), die Nationale Raumfahrtbehörde (CNSA), und das Büro für bemannte Raumfahrt China. Das Programm umreißt die Entwicklungsziele der chinesischen Weltraumwissenschaft, einschließlich 17 vorrangiger Bereiche unter fünf wissenschaftlichen Schlüsselthemen, sowie einen Drei-Phasen-Fahrplan. Zu den fünf wissenschaftlichen Schlüsselthemen gehörten das extreme Universum, die Raum-Zeit-Wellen, der Panoramablick auf Sonne und Erde, bewohnbare Planeten sowie biologische und physikalische Wissenschaften im Weltraum, sagte Ding Chibiao, Vizepräsident der CAS, auf der Pressekonferenz. Ding sagte auch: „We have made breakthroughs. But we still don´t have a great number of achievements.” Noch liegen im sogenannten Space Race die Chinesen hinter den Amerikanern. Clayton Swope, stellvertretender Direktor Areospace Security Project beim Thinktank CSIS in Washington, sagt gegenüber dem Sender Voice of America (VoA): “China is undeniably the number 2 space power in the world today.” Er betrachtet das neue Programm der Chinesen als „a commitment to really look at space science a and exploration in the long term and not just short term.”
Das Programm ist in der Tat langfristig ausgerichtet, nämlich bis 2050. Dann will China eine Großmacht in der Weltraumforschung sein. Der Weg dorthin wird in drei Phasen eingeteilt. In der ersten Phase 2024-2027 werden bereits angekündigte Missionen realisiert. Ambitioniert wird es dann in der Phase 2028-2035. Dann soll es bemannte Flüge
zum Mond geben und dort eine Forschungsstation etabliert werden. Außerdem soll zur Venus geflogen werden. Noch vage sind die Pläne für die dritte Phase 2035-2050. Insgesamt sollen aber bis 2050 über 30 Weltraumforschungsmissionen unternommen werden.
Der Berliner Thinktank Merics merkt in einer ersten Einschätzung an, dass sich damit China im Weltraum als ziviler Akteur darstellen will. Da sehe man an den drei Organisationen, die das Programm vorstellten. Auf die militärische Weltraumforschung sei das Programm nicht eingegangen. China habe mit seinem ersten mittel- bis langfristigen Plan für die Weltraumforschung einen Balanceakt vollzogen: es demonstriere darin zwar seine Großmachtambitionen, halte sich aber zu militärischen Aspekten bedeckt, schreibt Merics-Expertin Antonia Hmaidi.
Info:
Hier das Video über die Pressekonferenz, in der das Programm vorgestellt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=uEspB8bQ4z0
Hier eine erste Einschätzung von Merics: https://merics.org/de/merics-briefs/chinas-neuer-plan-fuer-die-weltraumforschung-brics-gipfel-stahlexporte
Und hier ein Artikel in Science: https://www.science.org/content/article/china-s-ambitious-new-space-plan-includes-call-bring-home-bit-venus-s-atmosphere