POLITIK I Schweizer Spionagefall: War das Hotel Rössli ein trojanisches Pferd?

Ein Hotel direkt an einem Flugplatz ist kein idealer Standort. Trotzdem kaufte eine chinesische Familie mit dem Allerweltsnamen Wang im Sommer 2018 das Hotel Rössli in Unterbach im Kanton Bern. Der Kaufpreis von 800 000 Schweizer Franken war denn auch der Lage entsprechend bescheiden. Sohn Dawei (David) Wang hatte immerhin die renommierte Hotelfachschule SMHS in Leysin besucht (dort kostet ein dreijähriges Bachelor-Studium mehr als 140 000 Schweizer Franken). Doch dem jungen Hotelfachmann gelang es nicht, das etwas heruntergekommene Hotel Rössli aufzumöbeln. Im Gegenteil: Statt vieler Gäste kam die Polizei ins Haus. Am 26. Juli 2023 gab es eine Razzia der Kantonspolizei Bern „im Zusammenhang mit Widerhandlungen gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz und gegen das Gastgewerbegesetz“ (so die Mitteilung der Kantonspolizei Bern).  Danach wurden David Wang und seine Eltern zu Geldstrafen verurteilt. Erst nach und nach sickerten Berichte in den Schweizer Medien durch, dass die Familie mit dem Kauf des Hotels eher andere als kaufmännische Motive verfolgt hätte. Das Hotel Rössli liegt nämlich direkt am Militärflugplatz Meiringen. Dort absolviert die Schweizer Luftwaffe seit 2018 Testflüge des US-Kampfflugzeuges F35, von denen sie insgesamt 36 Exemplare bestellt hatte. Haben die Wangs also aus ihrem Hotel heraus spioniert? Die amerikanischen und britischen Geheimdienste gehen davon aus, berichtet soeben „The Wall Street Journal“. Doch der Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB) habe diese Hinweise ignoriert. Die Familie Wang ist längst über alle Berge verschwunden. Das Hotel steht leer. Nun will es die Schweizer Armee kaufen.

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