…Konfrontationskurs von Peter Rudolf. Hierzulande hat sich eine seltsame Debattenkultur entwickelt. Wir können nicht mehr sachlich miteinander diskutieren und streiten. Man hört dem anderen nicht mehr zu und versucht erst gar nicht, zu verstehen, warum er so denkt und handelt. Es gilt der eigene Standpunkt. Basta. Entgegen diesem Trend hat Peter Rudolf ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Es handelt von dem – so die Unterzeile – „amerikanisch-chinesischen Weltkonflikt“. Hier seziert ein Wissenschaftler (Rudolf ist in der Forschungsgruppe Amerika der Stiftung Wissenschaft und Politik/SWP) sachlich und neutral einen Konflikt, der zumindest die erste Hälfte dieses Jahrhunderts prägen wird. Er legt nicht nur die westliche Position dar, sondern auch die chinesische, ohne sich mit ihr gemein zu machen. Dabei widerlegt er auch einige stereotype westliche Vorurteile, indem er zum Beispiel schreibt, dass China die derzeitige internationale Organisation nicht grundsätzlich in Frage stelle. Oder dass China – wie gerne kolportiert – eine gigantische militärische Bedrohung darstelle. In vier Teilen erklärt Rudolf, wie es zu dieser Konfrontation gekommen ist, was diesem Weltkonflikt zugrunde liegt, wie er ausgetragen wird, und was seine Folgen für Deutschland und Europa sind. Er sieht einen wachsenden Druck Washingtons auf Europa, Position gegen China zu beziehen. Der werde sich unter einem Trump verstärken: „Sollten die USA unter einem republikanischen Präsidenten auf eine Politik konfrontativer Eindämmung gegenüber China einschwenken (…), dann dürfte der Spielraum für eine eigenständige Chinapolitik Deutschlands und Europas schmal werden.“
Info:
Peter Rudolf: Konfrontationskurs – Der amerikanisch-chinesische Weltkonflikt, 256 Seiten, Verlag Herder, 22 Euro.