Die Verwunderung war groß, als Ende Februar der Apple-Konzern das Ende des Projekts Titan verkündete. Es war – wie der Name schon verrät – ein gigantisches Projekt, das das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino 2014 startete. Der ambitionierte Auftrag lautete, ein vollautomatisches Elektroauto zu entwickeln – natürlich in einem schicken Design, wie es sich für ein Apple-Produkt gehört. All die folgenden Jahre begleiteten das Projekt Gerüchte. Immer wieder wurden Jahreszahlen genannt, wann das Apple-Auto vorgestellt werden sollte. Termine, die aber nie eingehalten wurde. Es wurden mögliche Partner genannt, darunter BMW und Mercedes. Häufig wurde das Management ausgewechselt. Und es wurden Milliarden Dollar versenkt. Bis dann am 27. Februar in einem internen Memo des COO Jeff Williams das Ende des Projekts Titan mitgeteilt wurde. Ein Grund dürfte sicher die Erkenntnis gewesen sein, dass Apple mit einem Auto nie die enormen Gewinnspannen erzielen kann wie beispielswiese bei seinen Smartphones. Die Mitarbeiter waren vom Aus überrascht, aber immerhin dürfen 2000 von ihnen in der Abteilung für Künstliche Intelligenz weiterforschen.
Aber auch im fernen China zeigte man Reaktionen. „Ich war sehr geschockt“, kommentierte Lei Jun auf Weibo die Nachricht vom Aus des Apple Auto. Lei Jun ist nicht irgendwer. Lei Jun ist der Steve Jobs von China, sein Unternehmen Xiaomi ist das chinesische Pendant zu Apple. Dass Apple-Mitgründer Steve Jobs sein großes Vorbild sei, sagt Lei Juni immer wieder. Und er zeigt es auch, indem er sich wie einst Steve Jobs kleidete – schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans. 2010 gründete Lei Jun das Unternehmen Xiaomi, nachdem er zuvor bereits mehrere Start-Ups erfolgreich ans Laufen gebracht und dabei viel Geld verdient hatte. Bereits 2011 brachte Xiaomi das erste Handy auf den Markt. Drei Jahre später war Xiaomi die Nummer Eins in China. Heute ist Xiaomi weltweit die Nummer Drei hinter Samsung und dem Vorbild Apple. Das Produktportfolio wurde sukzessive um viele Elektrogeräte erweitert – zu besichtigen in den vielen Xiaomi-Shops, die sehr den Apple-Stores ähneln.
Wie sein großes Vorbild – und inzwischen auch größter Konkurrent Apple – entschied sich Lei Jun, ins Autogeschäft einzusteigen. Das war allerdings erst 2021, also sieben Jahre nach Apples Ankündigung. Lei Jun (54) sagte damals, dass das „the last entrepreneurship of my life” sei. 3400 Ingenieure wurden eingestellt, zehn Milliarden Yuan (knapp 1,3 Millliarden Euro) investiert. Und anders als Apple gab Xiaomi nicht auf. Das erste Modell, die Limousine SU7, wurde bereits Ende Dezember 2023 vorgestellt. Anfang März, also wenige Tage nach Apples Abschied aus dem Autobusiness, kündigte Xiaomi an, dass der SU7 ab dem 28. März in China ausgeliefert wird. Produziert wird das Auto bei BAIC in Beijing, übrigens Anteilseigner an Daimler. Ein Preis für den SU7 wurde allerdings noch nicht genannt. Experten taxieren ihn irgendwo zwischen 250 000 und 300 000 Yuan (32 000 bis 38 000 Euro). Die Gegner sind klar: Tesla und Marktführer BYD. Apple hat schon vorher kapituliert.
Info:
Hier ein Werbevideo über den Xiaomi SU7: https://www.youtube.com/watch?v=ueEtzLhdePg