Innerhalb weniger Tage wurden vor kurzem zwei Weltmeisterschaften in wichtigen olympischen Sportarten nach China vergeben. Erst verkündete der Weltschwimmverband, der seit kurzem World Aquatics heißt, dass die Schwimm-WM 2029 in Beijing stattfinden wird. Kurz danach beschloss der Council des Welt-Leichtathletikverbandes IAAF, dass die WM 2027 ebenfalls in Chinas Hauptstadt ausgetragen wird. China wird damit immer mehr zum Austragungsgort sportlicher Großereignisse. Das hat mehrere Gründe. China will mit der Ausrichtung der Welt zeigen, dass es solche Mega-Events stemmen kann und damit in der gleichen Liga spielt wie die westlichen Mächte. Insofern sind solche sportlichen Großereignisse auch Teil der Softpower-Strategie. Ein anderer Grund ist eher profan-pekuniärer Art. In vielen westlichen Ländern regt sich Widerstand gegen solche Mega-Ereignisse, die den Steuerzahler viel Geld kosten. So hat sich zum Beispiel die italienische Regierung geweigert, für die ursprünglich in Rom geplante Leichtathletik-WM 2027 eine Garantie über 92 Millionen Euro zu geben. Danach erst sprang Beijing ein, das schon 2015 dieses Event veranstaltet hatte. Auch die Schwimm-WM kommt nach 2011 in Shanghai 2029 wieder nach China zurück. Der Weltverband World Aquatics lobt: „Die Volksrepublik China ist ein bewährter Gastgeber, der bereits mehr als 100 große Wassersport-Wettbewerbe organisiert hat.“ Weitere geplante Weltmeisterschaften olympischer Disziplinen sind die Ruder-WM im September 2025 in Shanghai und die Hallen-Leichtathletik-WM 2026 in Nanjing.
Dieses Jahr kommen auch zwei Sportarten nach China zurück, die in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen das Land gemieden haben – die Formel Eins und Tennis. Der Formel-Eins-Zirkus gastiert am 21. April in Shanghai – das letzte Rennen auf chinesischem Boden hat 2019 stattgefunden und war danach wegen Corona ausgefallen. Der Eigentümer des Formel-Eins-Spektakels, die Liberty Media, plant sogar, ein zweites Rennen in China auszurichten. CEO Stefano Domenicali hat das bereits angekündigt, ohne freilich Namen zu nennen. Aber im Gespräch sind Zhuhai, Chengdu und Beijing. Und neben der Formel Eins macht auch der Tennis-Zirkus wieder Station in China, nachdem er wegen des Skandals um Peng Shuai seine Zelte in China vorübergehend abgebrochen hatte. Sowohl die Frauen als auch die Männer kommen zu jeweils zwei WTA- bzw. ATP -Turnieren im Herbst nach China.
Da fehlt im sportlichen Kalender nur noch eine Fußball-Weltmeisterschaft in China. Der Wunsch danach ist in der fußballbegeisterten Nation groß. Und auch Fußballfan Xi Jinping hat diesen Wunsch mehrmals geäußert. Doch die nächsten Weltmeisterschaften sind bis 2034 vergeben: 2026 sind die USA; Kanada und Mexiko dran, 2030 dann Spanien, Portugal und Marokko und 2034 Saudi-Arabien. Da der Wüstenstaat in der Fußball-Welt als asiatisches Land gilt, ist unwahrscheinlich, dass unmittelbar danach wieder ein asiatisches Land den Zuschlag bekäme. Nach den ungeschriebenen Regeln der Fifa könnte China frühestens 2046 dran sein.