CHINAHIRN Kulinarium: Ganbei!

Kürzlich war ich mal wieder in einem chinesischen Restaurant bei einem dieser berühmt-berüchtigten Abendessen, zu dem diesmal eine Delegation aus Zheijiang eingeladen hatte. Man saß an runden Tischen. An jedem Tisch war ein Mitglied aus der Delegation platziert. Es gab gutes chinesisches Essen und teuren französischen Rotwein. Ich weiß nicht mehr, ob ich mehr gesessen oder gestanden habe. Permanent stand der Gastgeber an meinem Tisch auf, hob das Glas und rief Ganbei! In immer kürzeren Abständen kamen auch Abordnungen der anderen Tische vorbei und stießen mit einem kräftigen Ganbei! an. Ganbei ist sicher nach ni hao das zweite chinesische Wort, das Ausländer unfallfrei aussprechen können – zumindest zu Beginn eines Gelages. Gan (干) heißt trocken, bei (杯) Glas. Ein trockenes Glas ist leer, also ohne Flüssigkeit. Wenn also jemand Ganbei ruft, meint er nicht nur Prost! sondern Ex! Und das mehrmals am Abend. Erfahrene westliche Bankett-Esser haben Taktiken entwickelt, wie sie dem permanenten alkoholischen Nachschub entgehen können. Blumenvasen zum Beispiel eignen sich als Ausweichdepot. Das Positive an solchen Gelagen ist, dass sie nicht bis tief in die Nacht dauern, sondern ziemlich abrupt oft nach rund zwei Stunden enden, wenn der Gastgeber zum Gehen auffordert – sofern man dann noch gehen kann.

Info: Ein kurzes Video von Matthias Heger (Ming River, Bao Gao Club) über das Anstoßen mit ganbei: https://mingriver.com/de/matthias-erklart-wie-man-in-china-miteinander-anstost-ganbei/

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