Ian Urbina (51) ist einer der bekanntesten Investigativreporter der USA. Der ehemalige New-York-Times-Journalist – inzwischen Direktor des Outlaw Ocean Project – hat sich nun eines Themas angenommen, von dem man bislang nur ahnte, dass es das gibt: nordkoreanische Zwangsarbeiter in China. Darüber berichtet er in einem Artikel des New Yorker mit dem Titel „Inside North Korea‘s Forced-Labor Program“. Nach Schätzungen des US-Außenministeriums sollen mehr als 100 000 Nordkoreaner in China arbeiten – auf Baustellen, in Textilfabriken und Softwarebuden. Allein 80 000 sollen es in Dandong sein, der Grenzstadt am Yalu-Fluss. Urbina und sein Team haben Regierungsdokumente, Satellitenbilder sowie Online-Foren ausgewertet. Zudem hat Urbina ein Team von Researchern angeheuert, die in chinesischen Fabriken recherchierten. Was sie herausfanden, lässt Schlimmes ahnen. Die nordkoreanischen Zwangsarbeiter leben hinter Stacheldraht, bewacht von Sicherheitspersonal. Frauen sind sexuellen Belästigungen ausgesetzt. Einen Tag pro Monat bekommen die Zwangsarbeiter frei. ihr Gehalt entspricht nur einem Viertel der üblichen chinesischen Löhne. Offiziell verneint China, dass nordkoreanische Arbeiter in chinesischen Fabriken beschäftigt sind. Aber Urbinas Recherchen ergaben, dass die nordkoreanische Agentur 39 (benannt nach dem Raum 9 auf der 3. Etage des Hauptquartiers der nordkoreanischen Arbeiterpartei), just diese Arbeiter vermittelt und dabei kräftig mitkassiert. Viele der Arbeiter in Dandong seien in Fischfabriken beschäftigt, die ihre Waren auch in die USA lieferten.
Info:
Hier der Artikel „Inside North Korea’s Forced-Labor Program“ im The New Yorker:
https://www.newyorker.com/magazine/2024/03/04/inside-north-koreas-forced-labor-program-in-china