WER MACHT WAS? Oliver Radtke und Global Neighbours

Seine Sachen hat er längst gepackt. Die Container sind schon unterwegs von Beijing nach Wien. Nach nur knapp einem Jahr als Repräsentant der Heinrich-Böll-Stiftung in Beijing zieht es Oliver Radtke zurück nach Europa, nach Wien. Dort wartet auf ihn ab dem 1. Februar eine interessante Aufgabe: Er wird CEO von Global Neighbours. Diese Organisation wurde 2022 gegründet. Die Initiatoren waren der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern, der deutsche Ex-Vizekanzler Philip Rösler und Jovanka Porsche. Sie hat durch ihre berufliche Karriere in Hongkong und Singapur, wo sie als Investmentbankerin arbeitete, eine hohe Asien-Affinität („mein Leben in Asien hat mich bereichert“). Sie ist die treibende und auch die wichtigste Kraft, denn sie finanziert das Projekt aus ihrem Privatvermögen. Ziel des Projekts: „We want to build a bridge between Europe, Asia and beyond”. So steht es auf der Homepage. Wobei vor allem die Brücke nach China ausgebaut werden soll. Wie das geschehen soll? „Wir brauchen faktenbasierte Berichte“, sagt Jovanka Porsche, „und eine ehrliche Kommunikation.“ Für sie ist die Wahrnehmung Chinas hierzulande nicht ausgewogen. Aber sie betont auch: „Wir sind keine Lobbyisten für China.“

In den vergangenen Monaten fungierte Global Neighbours eher noch unter dem Radar. Zwar wurde Frau Porsche von Beratern empfohlen, mit einem Paukenschlag – am besten im Berliner Hotel Adlon – sich der Öffentlichkeit vorzustellen, doch sie lehnte ab. Sie wollte Global Neighbours sukzessive aufbauen. Bislang wurden ein paar Studien veröffentlicht und einige Veranstaltungen in kleinerem Kreis und nur auf Einladung organisiert. Und es wurde ein prominent besetzter Beirat installiert: die ehemaligen deutschen Minister Annette Schavan (zuletzt vom AA als Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums ausgebootet) und Otto Schily, die Professoren Eberhard Sandschneider (FU Berlin), Xuewu Gu (Bonn), Rüdiger Frank (Wien) und Marcos Troyjo (Oxford, INSEAD), der Publizist Parag Khanna (Singapur) und die KI-Expertin Feiyu Xu (Berlin). Weitere Mitglieder sind schon angesprochen und haben zugesagt.

Mit der Einstellung Oliver Radtkes soll Global Neighbours nun verstärkt in der Öffentlichkeit präsent sein. Porsche: „Jetzt wird alles strukturierter.“ Mehr Veranstaltungen, mehr Studien, Podcasts, Alumni-Programme, Scholarships stehen auf dem Programm. Oliver Radtke, der in Heidelberg Sinologie studierte, bringt dazu viel Erfahrung und Kontakte mit. Er war über zehn Jahre bei der Robert Bosch Stiftung der China-Mann, ehe diese sich zu einer strategischen Neuausrichtung entschied und die Länderprogramme kippte. Bei Global Neighbours kann er auf Unterstützung hoffen: „Wir suchen weiter gute Leute“, sagt Jovanka Porsche.

Info:

Hier die Homepage von Global Neighbours: www.globalneighbours.org

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