Der politische Kampf um die Unabhängigkeit Taiwans hat auch die Küchen erreicht. Die Glaubensfrage lautet: Ist die taiwanesische Küche nur eine der vielen chinesischen Küchen wie die kantonesische oder die aus Sichuan? Oder ist sie eine unabhängige Küche? Eindeutig zu Letzterem tendiert die Journalistin Jessica Wei, die vor kurzem das Buch „Made in Taiwan“ veröffentlicht hat. Sie sagt: „Unser Essen ist keine Untergruppe des chinesischen Essens, denn Taiwan ist kein Teil von China.“ Prompt kam aus Beijing der Vorwurf der „kulturellen Aneignung“. Chen Yu-jen, Historikern für Esskultur an der National Taiwan Normal University, springt der in Taipeh lebenden Freelancerin wissenschaftlich bei. Laut Die Welt definiert Chen Taiwans Küche als „eine einzigartige Kombination aus den Aromen und Zutaten der Ureinwohner, der Austronesier und der verschiedenen Einwanderungswellen nach Taiwan in unterschiedlichen historischen Epochen.“ In ihrem Buch präsentiert Wie über 100 Rezepte, aber auch viele klärende Stories rund um die taiwanesische Küche. Wei konzediert, dass die Wurzeln taiwanesischer Kochkunst zwar in China lägen, doch die lokalen Zutaten seien das Herz vieler Gerichte. Durch das subtropische Klima gedeihen auf Taiwan Früchte wie Mango, Ananas, Guave und Papaya. Fisch und Meeresfrüchte prägen zudem die Küche auf der Insel, ebenso Reis und Süßkartoffeln. Sehr ausgeprägt ist die Streetfood-Kultur in Taiwan. Aber das ist ein Kapitel für sich. Darauf werde ich in einer der nächsten Ausgaben eingehen.
Info:
Clarissa Wei: Made in Taiwan: Recipes and Stories from the Island Nation, 384 Seiten, Simon Element, 35,99 Euro