WIRTSCHAFT I VW steigt bei Xpeng ein – als Beifahrer

Selfies sind inzwischen auch in der Geschäftswelt salonfähig. Als ihr Deal perfekt war und verkündet wurde, posteten He Xiaopeng (Chef von Xpeng) und Ralf Brandstätter (VW-China-Chef) in ihren jeweiligen sozialen Medien – der eine bei Weibo, der andere bei Linkedin – ein gemeinsames Foto: He im braunen Pullover, Brandstätter im schwarzen Strickhemd. Beide lächelten zufrieden. Ihnen war ein überraschender Coup gelungen: Volkswagen steigt bei Xpeng ein. Knapp fünf Prozent für rund 700 Millionen Dollar. Aber nicht diese Kapitalbeteiligung ist das Wichtige an diesem Deal. Es ist die vereinbarte Kooperation bei Entwicklung und Bau neuer E-Autos. 2026 wollen die beiden Unternehmen zwei E-Autos im Mittelklasse-Segment auf den Markt bringen. Brandstätters Vorgänger Stephan Wöllenstein kommentiert auf Linkedin: „Good move für both parties.“  In der Tat: Wenn die Kooperation klappt, profitieren beide von dem Deal: Xpeng bekommt mit VW einen in Produktion und Vertrieb starken Partner. VW erhält dringend nötiges Know-How im Bereich Software, Vernetzung Sprachsteuerung und auch für autonomes Fahren. In China sind E-Autos Handys auf vier Rädern. Armaturenbretter – welch antiquiertes Wort! – sind längst durch Displays ersetzt. Diese Entwicklung  haben chinesische Hersteller viel früher erkannt und gewinnen deshalb immer mehr Marktanteile – zulasten der ausländischen Marken.

Xpeng ist neben Marktführer BYD, Nio und Li Auto einer der Shooting-Stars der Szene. Xpeng wurde 2014 von zwei Ingenieuren des staatlichen Autokonzerns Guangzhou Automotive Group Corp. (GAC) gegründet. Als erste Geldgeber fungierten unter anderem Xiaomi-Gründer Lei Jun und ein gewisser He Xiaoping. Er hatte in Guangzhou Computerwissenschaften studiert und später UCWeb gegründet, einen Hersteller von Software für das mobile Internet. UCWeb verkaufte er 2014 an Alibaba. He Xiaopeng (sein Nachname ist auch Namensgeber für den Konzern) steckte einen Teil des Geldes in Xpeng. Er hielt sich zunächst aus dem operativen Geschäft heraus, arbeitete weiter bei Alibaba. Erst im August 2017 stieg er als Chairman bei Xpeng ein, seine exzellenten Kontakte zu Alibaba nahm er mit. Er scharte potente Geldgeber um sich und sammelte durch Börsengänge in New York (2020) und Hongkong (2021) viel Geld, um seine Produktpalette – die Modelle heißen P5, P7 und G9 – weiterzuentwickeln, aber auch um im Ausland (erster Zielmarkt: Europa) zu expandieren.

Wie ist die Überraschungs-Kooperation VW-Xpeng zu werten? „Die Welt“ kommentierte negativ: „Eingeständnis der Unterlegenheit“. Für „China.Table“ ist es eine „Flucht nach vorne.“ Beide haben Recht. Ja, es ist das Eingeständnis, dass es Volkswagen alleine nicht mehr schafft, auf dem boomenden E-Auto-Markt in China zu reüssieren. Welch verkehrte Welt: Früher brauchten die chinesischen Autobauer westliches Know-How und zwangen deshalb die Hersteller aus dem Ausland in Joint-Ventures. Heute ist es umgekehrt: Autokonzerne aus dem Westen sind auf chinesische Nachhilfe angewiesen.

Info:

Hier die Pressemitteilung von Volkswagen zum Deal mit Xpeng:

https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/mehr-e-modelle-fuer-schnell-wachsenden-e-markt-in-china-marke-vw-und-audi-vereinbaren-strategische-kooperationen-mit-lokalen-herstellern-17495

Hier ein kurzes Gespräch mit Xpeng-Chef He Xiaopeng ein paar Wochen vor dem Deal:

https://de.video.search.yahoo.com/yhs/search;_ylt=AwrkOcvWAcJkJmAJS2BfCwx.;_ylu=Y29sbwMEcG9zAzEEdnRpZAMEc2VjA3BpdnM-?p=he+xiaopeng&ei=UTF-8&type=Y219_F163_204671_111021&age=1m&hsimp=yhs-freshy&hspart=tro&fr=yhs-tro-freshy#id=1&vid=958cf2711b969e19a025ac031413e916&action=view

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