Nun wird es doch nichts mit der Städtepartnerschaft zwischen den beiden Hafenstädten Kiel und Qingdao. Die Kieler Ratsdamen und -herren haben spät, aber dank sachdienlicher Hinweise der Berliner Politiker Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Norbert Röttgen noch rechtzeitig durchschaut, warum ihre chinesischen Gäste sie an der Förde besuchen wollen. Nicht wegen Kieler Sprotten oder der Kieler Woche, sondern wegen der Kieler Nächte. Wenn die Kieler schlafen, wollten sich die Chinesen umschauen, welche Kriegsschiffe gerade bei ThyssenKrupp Marine Systems gebaut werden oder wohin die in Kiel stationierte deutsche Marine gerade nicht ausläuft. Auf diese hinterlistige Weise haben als biedere chinesische Bürger getarnte Spione schon andere deutsch-chinesische Partnerschaften zum Ausspionieren missbraucht. Ich sage nur Düsseldorf (Partner: Chongqing), Sitz der boomenden Waffenschmiede Rheinmetall, aber auch Wohnort von Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Oder Bonn (Partner: Chengdu), Außenstelle des Bundesverteidigungsministeriums und noch im Blickfeld des weitsichtigen Meckenheimers Norbert Röttgen. Haben Strack-Zimmermann und Röttgen, diese beiden im Falle Kiels so aufmerksamen politischen Frühwarnsysteme, von diesen chinesischen Aktivitäten vor ihrer Haustüre nichts mitbekommen? Viel cleverer als die offenbar versagenden Rheinländer stellen sich die Ostwestfalen aus Bielefeld an. Weil es bei ihnen nichts zu spionieren gibt (die Rezepturen von Oetker sind nicht systemrelevant) und Bielefeld deshalb für keinen chinesischen Partner interessant ist, werden sie selbst geheimdienstlich aktiv. Also hat dieses Bielefeld gerade in China einen sensationellen Coup gelandet. Und zwar auf der Insel Hainan. Dort errichtet die Hochschule Bielefeld eine Dependance. Ganz alleine, ohne chinesischen Partner. Dann kann niemand reinreden und auch nicht beobachten, was die Bielefelder so treiben auf dieser Insel. Denn dort gibt es einiges auszuspionieren – viel mehr als in Kiel, Düsseldorf, Bonn und im Rest-Deutschland zusammen. Auf Hainan sind zwei strategisch wichtige chinesische Marine-Stützpunkte. Und vom Kosmodrom Wenchang auf Hainan werden Raketen ins All geschossen. Da gäbe es also viel zu beobachten für die als Hochschullehrer getarnten Bielefelder Spione. Sollten allerdings die Chinesen den Bielefeldern bei ihren subversiven Tätigkeiten jemals auf die Schliche kommen und sich an und gar in Bielefeld rächen wollen, so werden sie leider feststellen müssen, dass es Bielefeld gar nicht gibt. Das weiß außerhalb von Bielefeld (fast) jeder.
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