GESELLSCHAFT I Und wieder droht ein heißer Sommer

Im chinesischen Kalender hat am 11. Juli die heiße Zeit des san fu (三伏) angefangen. Unterteilt wird diese Periode in drei, jeweils zehntägige Abschnitte: tou fu (头伏), zhong fu (中伏)  und mo fu (末伏). Die chinesischen Hundstage gelten als die heißesten Tage des Jahres. Doch das Wetter hält sich auch in China nicht an den Kalender. Schon im Juni meldeten Beijing und Shijiazhuang, Hauptstadt der Nachbarprovinz Hebei, den heißesten Monat aller Zeiten. Und die Hitzewelle hält nicht nur dort unvermindert an. Beijing meldet 14 Tage hintereinander Temperaturen über 35 Grad. Am 22. Juni wurden in der Hauptstadt 41,1 Grad gemessen, die zweithöchste Temperatur aller Zeiten. Aber auch andere Metropolen erreichen Rekordtemperaturen. Viele Menschen leiden unter der Hitze, einige sind gestorben. Das National Meteorological Center (NMC) hat bereits die zweithöchste Alarmstufe Orange ausgegeben. Städte wie Chongqing oder Wuhan öffnen ihre Luftschutzbunker, die noch aus dem Krieg gegen Japan stammen, für die Bevölkerung. Dort gibt es Wasser sowie medizinische Versorgung und in manchen auch WiFi, TV und Tischtennisplatten. Neben der Hitzewelle gibt es aber auch eine Flutwelle. Im vielen Teilen des Landes – zum Beispiel in Gansu, Henan oder auch in Chongqing – kam es zu ergiebigen Regenfällen, die auch zu Erdrutschen und zusammengebrochenen Brücken führten. Vor allem in Henan – der Kornkammer Chinas – wird es möglicherweise aufgrund der Flut zu gravierenden Ernteausfällen kommen. Das ist die eine Folge der extremen Wetterlagen. Die andere: Die Stromversorgung kommt aufgrund der vielen Klimaanlagen an ihre Grenzen. Es drohen wieder Stromausfälle. Der Klimawandel hat also China erreicht. Und er wird das riesige Land in den kommenden Jahren noch stärker treffen. Das verkündete soeben die China Metereological Administration (CMA) in ihrem „Blue Book on Climate Change in China 2023“. Sie vermeldete für 2002 exakt 3501 „extreme heat events“. Die höchste Zahl seit 1961. Wahrscheinlich wird diese Zahl bereits dieses Jahr wieder übertroffen. Die Regierung hat schon mal vorsorglich dem Kalender ein Schnippchen geschlagen und die normalerweise 30tägige Sanfu-Periode um zehn Tage verlängert.

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