Ob in Mailands Via Monte Napoleone, Londons Bond Street oder der Rue Saint-Honoré in Paris – die Modeläden auf diesen europäischen Luxusmeilen melden weniger chinesische Käufer, die vor der Pandemie dort auf legale Weise fast die Läden ausgeräumt haben. „Chinese consumers no longer want to spend there hours queing outside a store in Paris in the rain, but rather connect with a local sales associate who knows them and can advise them better”, sagt Jonathan Siboni, Gründer von luxurynsight in Paris, gegenüber Jing Daily. 62 Prozent der Luxuskäufe – so die aktuellen Zahlen – werden inzwischen in China getätigt. 2019 waren es nur 41 Prozent. Es gibt mehrere Gründe, warum die Chinesen die europäischen Metropolen meiden. Zum Beispiel die zögerliche Visavergabe für ihre Europabesuche. Oder die Angleichung des Preisniveaus zwischen West und Ost, so dass es gar nicht mehr preislich attraktiv ist, die Handtaschen oder Kostümchen in Paris oder Mailand zu kaufen. Doch der wichtigste Grund ist, dass die edlen Marken aus Frankreich und Italien inzwischen sehr viele Läden in China haben. Zudem sind diese exklusiv auf die chinesischen Kundinnen zugeschnitten, so dass das Shoppen zuhause mehr Spaß macht als im fernen Europa. Zwei Trends sind bei der Expansion der europäischen Luxusmarken erkennbar. Erstens gehen Dior, Gucci & Co. zunehmend auch in chinesische Städte der zweiten und dritten Reihe. So hat sich zum Beispiel Louis Vuitton zum Ziel gesetzt, bis 2025 in jeder chinesischen Provinz mit einem Shop vertreten zu sein. Der zweite Trend heißt: Raus aus den Malls, die alle mehr oder weniger gleich aussehen. Überall entstehen Flagship Stores. Louis Vuitton, Dior und Hermès planen welche in Beijings Nobelviertel Sanlitun. Aufgerüstet wird auch in Chengdu, wo sich das Szene-Viertel Sino-Ocean Taikoo Li zu einem Mekka der Luxus-Shopper entwickelt hat. Louis Vuitton hat dort im November 2022 einen gigantischen Flagship-Store eröffnet. Ein paar Häuser weiter hat sich Dior auf drei Stockwerken niedergelassen und auf der Terrasse wird Nachmittags-Tee serviert. Man umgarnt die Kundinnen, besonders die mit dem ganz großen Geldbeutel. So gibt es immer mehr VIP-Only-Boutiquen. Chanel und Dior zum Beispiel reservieren häufig eine ganze Etage nur für VIP-Kunden. Chanel nennt seinen VIP-Salon „31 Cambon“ – in der Pariser Rue Cambon 31 ist das Chanel-Stammhaus. Dior bietet für seine VIP-Kunden separate Räume, die man reservieren kann. Dort werden die Lieblingsdrinks oder -desserts der Kundinnen gereicht. Und da sie ja auch etwas kaufen sollen, hängen die Kleider schon in der passenden Größe für die Kundin parat.
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