Das Produkt des Jahres – da lege ich mich jetzt schon fest – wird die Wärmepumpe sein. Dieses Produkt, das es ja schon länger gibt und das wahrlich keine neue Erfindung ist, soll uns in die klimaneutrale Zukunft führen. Deswegen propagiert die Politik die Wärmepumpe und forciert den Einbau derselben in Haus und Heim. Die Besitzer von Wohnungen und Häusern sind nicht ganz so begeistert. Erstens kommt sie dieser erzwungene Wechsel teuer zu stehen, und zweitens wissen sie gar nicht, wo sie die Wärmepumpen kaufen sollen. Denn die Nachfrage übersteigt das Angebot, was auch für die Handwerker gilt, die diese Geräte einbauen müssen. In Deutschland sind die führenden Anbieter Bosch, Stiebel Eltron, Vaillant und Viessmann. Letzterer verkaufte mitten im Rummel um das Produkt sein Wärmepumpengeschäft an einen US-Konzern. Beginnt damit bereits der Ausverkauf der deutschen Wärmepumpenindustrie? Diese Ängste werden sicher zunehmen, wenn die chinesischen Anbieter auf den deutschen Markt drängen. „Wird China mit seinen Vorteilen in der Massenproduktion industrieller Güter auch beim Boom-Markt Wärmepumpen europäische Anbieter durch günstige Preise vom Markt verdrängen? Wiederholt sich die Geschichte der Solarfertigung, die praktisch völlig nach China abgewandert ist?“ fragt Nico Beckert in China.Table.
Vor allem mit drei Milliarden-Konzernen aus China ist zu rechnen: Gree, Haier und Midea. Übrigens alles Privatunternehmen, die nicht durch staatliche Subventionen groß geworden sind, sondern durch gute Produkte und effiziente Produktion. Chinesische Hersteller haben bei Wärmepumpen bereits einen Weltmarktanteil von knapp 40 Prozent. Warum chinesische – und übrigens auch japanische und koreanische Konzerne so stark sind, erklärt sich mit der massenhaften Herstellung von Klimaanlagen, die vor allem im südlichen China in fast jedem Haushalt anzutreffen sind. Da Wärmepumpen im Prinzip nur umgedrehte Klimaanlagen sind, haben chinesische Hersteller bei Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen Vorteile.
Hier eine kurze Vorstellung der drei chinesischen Konzerne, mit denen wir künftig rechnen müssen:
Gree: Das ist der weltgrößte Hersteller von Klimaanlagen. Charismatische Präsidentin ist Dong Mingzhu, auch „Schwester Dong“ genannt. Sie hat sich seit 1990 bei Gree bis an die Spitze hochgearbeitet. Ihre Autobiografie „Regretless Pursuit“ (Sterben ohne Bedauern) war ein Bestseller in China und wurde sogar als Serie im Staatsfernsehen CCTV verfilmt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Zhuhai nahe Hongkong. Die deutsche Vertriebstochter heißt Germany Gree GmbH und sitzt in Villingen-Schwenningen. Dort wird verkündet, dass man verstärkt Wärmepumpen auf dem deutschen Markt verkaufen und dazu auch das Installateur-Vertriebsnetz ausbauen will.
Haier: Das Unternehmen aus Qingdao ist einer der ältesten und bekanntesten Marken Chinas. Es wurde 1984 von Zhang Ruimin gegründet, einem der schillerndsten chinesischen Manager. Inzwischen ist Haier – auch mit Hilfe einiger Übernahmen (Sanyo und General Electric) – der weltgrößte Hersteller von weißer Ware, wie die elektrischen Haushaltsgeräte im Fachjargon genannt werden. Natürlich hat Haier auch Wärmepumpen im Programm. In Deutschland ist Haier schon seit 2006 auf dem Markt. Der Sitz der Haier Germany GmbH ist München.
Midea: In Deutschland ist Midea hinlänglich bereits bekannt, weil sich das Unternehmen 2016 erdreistete, das Augsburger Roboterunternehmen Kuka zu übernehmen. Der Fall Midea-Kuka steht heute noch für viele als Symbol des Ausverkaufs deutscher Technologie an die Chinesen. Midea mit Sitz in Foshan (Guangdong) hat ein breites Spektrum an elektronischen Geräten, unter anderem auch Klimaanlagen und Wärmepumpen. Bereits 2016 stieg Midea mehrheitlich beim italienischen Wärmepumpenhersteller Clivet ein. An dessen Sitz in Feltre wird gerade eine neue Fabrik hochgezogen. Eine Produktion in Europa ist natürlich ein großer Vorteil, denn dann müssen die doch sperrigen Wärmepumpen nicht über tausende Kilometer von China transportiert werden. Die Midea Europe GmbH hat ihren Sitz in Eschborn bei Frankfurt. Ganz aktuell plant Midea den schwedischen Konzern Electrolux zu übernehmen, aber die schwedischen Besitzer zieren sich noch.