WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (26). Heute: Bayerisches Hochschulzentrum für China (BayCHINA)

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist das Bayerische Hochschulzentrum for China (BayCHINA) dran. Dieses ist nicht mit einer sinologischen Fakultät vergleichbar, da es kein Vollstudium anbietet, sondern „nur“ ein Begleitstudium. Weil aber auch dort Studierenden Sprache und Wissen über China vermittelt wird, haben wir die China-Zentren in diese Reihe aufgenommen. Weitere werden folgen. 

Geschichte: Das Bayerische Hochschulzentrum für China (kurz: BayCHINA) wurde 2007 an der Universität Bayreuth eingerichtet. Initiatoren waren die bayerischen Rektorenkonferenzen und das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Das Ziel des BayCHINA war und ist es, die akademischen Beziehungen zwischen China und Bayern zu stärken. Es gab vorher schon drei andere Hochschulzentren zu Frankreich, Kalifornien und Osteuropa (inzwischen gibt es noch zwei weitere zu Indien und Lateinamerika). Die Zentren sind stets an einer Uni angesiedelt, sind aber für alle Hochschulen des Freistaates zuständig. Alle dort Studierenden und Lehrenden können in den Genuss der Fördermittel des Zentrums kommen, das direkt vom Ministerium finanziert wird.  „Das BayChina wurde historisch eher als Fördereinrichtung wahrgenommen“, sagt Geschäftsführer Philipp Dengel, „wir haben pro Jahr über 100 Studierende finanziell nach China begleitet – vor Corona.“ Es gab Zuschüsse für Abschlussarbeiten, die vor Ort recherchiert wurden, oder fürs Auslandssemester in China. Ab 2014 wurden auch Forschungsaufenthalte co-finanziert. „Das war relativ wichtig, weil wir dadurch auch von Forschern wahrgenommen wurden“, sagt Dengel. Er sieht vor allem einen großen Vorteil von BayChina bei der Förderung: „Wir sind schnell und unkompliziert.“

Personen: Geschäftsführer des BayChina ist Philipp Dengel. Er ist von Anfang an dabei. Dengel ist kein Sinologe, sondern Diplom-Kaufmann. Aber er hat eine Affinität zu Asien und zu China. Sein Vater arbeitete in Asien. So kam er schon mit vierzehn Jahren nach Singapur. „Dort habe ich angefangen, Chinesisch zu lernen.“ Studieren wollte er aber in Deutschland – und wählte Bayreuth, „weil man dort den Diplomstudiengang in BWL mit der Fremdsprache Chinesisch kombinieren konnte“. Sein Kernteam besteht in Bayreuth aus vier Personen, darunter Projektmanager Peng Kuang. Außerdem gibt es noch ein Büro in Beijing. Ein Direktorium ist das formal entscheidende Organ. Es  besteht aus den vier Professoren Reinhard Meckel (Sprecher, Lehrstuhl für internationales Management, Uni Bayreuth), Michael Lackner (Sinologie, Uni Erlangen-Nürnberg), Wolfgang Mastnak (Hochschule für Musik und Theater München) und Sascha Müller-Feuerstein (Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach). Entscheidungen zur Entwicklung des BayCHINA oder Förderzusagen werden vom Direktorium in enger Abstimmung mit Philipp Dengel getroffen. Dem Direktorium zur Seite gestellt ist quasi als Aufsichtsrat ein Beirat.

Studium: Das BayChina bietet seit 2020 ein Zusatzstudium China-Kompetenz (SinoZert) an. Die Idee habe es schon seit 2009 gegeben, sagt Dengel, aber es habe das Geld gefehlt. SinoZert den Studierenden aller staatlichen Hochschulen in Bayern offen und kann parallel zum fachlichen Hauptstudium gewählt werden. Es besteht aus drei Bausteinen: Chinesische Sprache, Interkulturelle Praxis und Reflexionen sowie Landeskunde. Den Zeitaufwand beziffert Dengel summa summarum auf etwas mehr als ein Semester. Die Kurse werden online angeboten, die Sprachkurse finden aber in Präsenz an den jeweiligen Heimatunis statt, sofern diese eine Sinologie oder Ähnliches haben. Zur interkulturellen Praxis gehört ein mindestens zweimonatiger Aufenthalt in Greater China. Hat man genügend ECTS-Punkte zusammen, gibt es ein Zertifikat.

Info:

Hier die Homepage des BayChina: https://www.baychina.de/

Und hier mehr über das SinoZert: https://www.sinozert.uni-bayreuth.de/de/index.html

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