Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Chinas Führung muss in diesen Tagen nicht viel reisen. Die Welt kommt zu ihr. Es ist fast wie in alten Kaiserzeiten: Dem modernen Herrscher Xi Jinping wird Tribut gezollt. Man verliert etwas den Überblick, wer in den vergangenen Tagen und Wochen in Beijing seine Aufwartung gemacht hat: Aus Europa kamen Annalena Baerbock, Emmanuel Macron, Ursula von der Leyen, Pedro Sanchez, aus Südamerika Lula und aus Südostasien die Regierungschefs von Malaysia und Singapur. Die Potentaten des Nahen Ostens sind ohnehin fast ständig vor Ort. Dieses Polit-Pilgern nach China zeigt vor allem eines: China ist wichtig, China ist mächtig – politisch, wirtschaftlich, technologisch und zunehmend auch militärisch. Wenn man es ganz pathetisch will: Hier wird über Krieg (in Asien) und Frieden (in der Ukraine) entschieden. Je wichtiger China wird, desto bedeutender wird die Frage, wie gehen wir in Deutschland und in Europa mit diesem China um? Und da sind wir uns – so viel Ehrlichkeit muss sein – nicht einig, nicht in der EU, und auch nicht in der deutschen Regierung. Eine europäische China-Politik – so wünschenswert sie wäre – ist bislang eine Chimäre. Zu unterschiedlich sind die Interessen der EU-Staaten. Das wurde gerade wieder bei den diversen Besuchen europäischer Politiker in China deutlich, wo vor allem Macron mit seinen Äußerungen bei seinen europäischen Partnern aneckte. Und auch in der Bundesregierung wird um das richtige Verhältnis zu China gerungen, vor allem zwischen Bundeskanzleramt und Auswärtigem Amt. Sind diese Streitereien schlimm, wie Schlagzeilen-fixierte Medien oder aufgeregte Politiker lamentieren? Nein, sind sie nicht. Wir brauchen eher mehr Streitereien – pardon: Diskussionen – über China, aber mit etwas mehr Sachlichkeit jenseits dieser Freund-Feind-Klischees, die allzu häufig die Diskussionen hierzulande bestimmen.    

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Eine solche Diskussion findet am 25. April statt. Der Newsletter China.Table lädt zur Veranstaltung „China Strategie 2023“ ein, bei der auch dieses Jahr CHINAHIRN wieder Partner ist. In drei Sessions werden über 30 Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aktuelle Themen diskutieren. Unter den Panelisten sind unter anderem die Parlamentarier Michael Roth und Reinhard Bütikofer, die Managerin Angela Titzrath und der Manager Jörg Wuttke, die Wissenschaftlerin Marina Rudyak und der Wissenschaftler Klaus Mühlhahn. Die Veranstaltung ist digital und kostenfrei. Anmeldung bitte unter https://table.media/china/china-strategie-2023–anmeldung/

Wolfgang Hirn

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