KULTUR I “Salt Town” – ein Buch über das Leben von Frauen in der Provinz

Yi Xiaohe ist vielen Basketballfans in China ein Begriff. Sie schrieb viel über diesen in China sehr beliebten Sport, sie begleitete in der NBA- Saison 2002/03 sogar Chinas Superstar Yao Ming während all seiner Spiele. 2015 gab sie ihren Sportreporterjob auf und widmete sich der schöngeistigen Literatur. Sie gründete auf WeChat ein Literaturjournal und schrieb selbst Bücher. Soeben ist ihr Buch „Salt Town“ erschienen. Das ist keine fiktive Stadt. Es gibt sie wirklich, und sie heißt Xianshi. Die Stadt war mal ein wichtiger Handelsplatz für Salz. Doch jetzt leben die 40 000 Einwohner eher so am Rande der Armutsgrenze. Yi Xiaohe kennt die Stadt, liegt doch ihre Heimatstadt Zigong nur elf Kilometer entfernt. Deshalb hat sie wohl auch leichter Zugang bekommen, als sie im Sommer 2021 beschloss, Frauenschicksale in dieser Stadt zu beschreiben. Drei Monate wollte sie zur Recherche in Xianshi bleiben, es wurde schließlich ein Jahr daraus. Sie besuchte Hochzeiten, Beerdigungen, nahm an vielen Essen teil und führte viele lange Gespräche. Am Schluss entschied sie sich für zehn Frauenporträts – von der 90jährigen Oma Chen bis zur 17jährigen Huang Xinyi. Es sind Geschichten von Frauen, die es sehr schwer hatten. Und sie sind keine Einzelfälle. Sie zeigen, wie auf dem Lande Frauen nach wie vor diskriminiert werden. Gegenüber der Online-Zeitung „The Paper“ sagte die Autorin kürzlich: „Every woman I spoke to had a shocking story. By comparison, if you live in a big city surrounded by elite professional women, you may hear one story in ten that really shocks you. But in “Salt Village,” shocking stories abound. Every woman has a somber story, whether because she never had fair access to education, or because she was nearly orphaned, or because she was estranged from her mother, or because she’d been subjected to repeated domestic violence all her life.” Gerade Häusliche Gewalt ist offenbar in der Provinz noch sehr häufig anzutreffen. Fast stellvetretend beschreibt die Autorin das Schicksal von Tante Wang, die von ihrem Mann geschlagen wurde. Jeder in der Stadt wusste davon, doch keiner schritt ein. Und auch Tante Wang hatte nicht die Kraft und den Willen zu entfliehen. Immerhin, ein Porträt macht Hoffnung: Liang Xiaoping setzt sich in ihrer Stadt für die Rechte der geschundenen Frauen ein.

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