SPORT I Fußball: Erst rollen die Köpfe, dann die Bälle

Fußball und Korruption sind offenbar siamesische Zwillinge. Das fängt ganz oben bei der Fifa an und pflanzt sich bei den nationalen Verbänden fort. Die Chinese Football Association (CFA) macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Er bzw. seine Funktionäre scheinen besonders anfällig für fremde Gaben zu sein. Seit Jahren kommt es immer wieder zu Korruptionsfällen auf Verbands- und Vereinsebene. Doch diesmal wurden in den vergangenen Wochen gleich mehrere aktuelle und ehemalige Spitzenfunktionäre der Korruption bezichtigt, darunter sogar mit Chen Xuyuan (67) der Präsident der CFA. Ebenso der ehemalige Generalsekretär Liu Yi und der aktuelle stellvertretende Generalsekretär Chen Yongliang. Erwischt hat es auch Li Tie, einen der chinesischen Fußballstars, der einst beim FC Everton und Sheffield Wednesday  in der Premier League kickte und bis vor kurzem noch als Trainer der chinesischen Nationalmannschaft tätig war. Was diesen Vieren genau vorgeworfen wird, ist unbekannt. Die Anschuldigungen bestehen meist nur aus dem nichtssagenden Satz, dass „wegen schwerer Disziplinverstöße” ein Verfahren eingeleitet würde. Ob die betreffenden Personen in Haft genommen wurden, ist ebenso unklar.

Der beschuldigte Chen Xuyuan, der seit Sommer CFA-Präsident ist, ist eine illustre Figur. Er fing als Hafenarbeiter in Shanghai an, wechselte aber bald bei der Hafengesellschaft ins Büro, weil er gut schreiben konnte. Bei der Shanghai Port Authority (SPA) machte er vor allem auf der Parteischiene Karriere. Aus der SPA wurde 2003 die Shanghai International Port Group (SIPG), die sich später auch einen Fußballklub leistete, der als Shanghai SIPG (heute Shanghai Port FC) in der ersten chinesischen Liga spielt und anfangs Rekordsummen für ausländische Spieler ausgegeben hat.

Während im chinesischen Fußball also mal wieder die Köpfe rollen, ruht im Spielbetrieb vorerst der Ball. Allerdings befinden sich, bis auf Aufsteiger Kunshan, alle Teams bereits im Wintertraining. Die Saison der China Super League (CSL) verläuft anders als in den europäischen Ligen, entsprechend dem Kalenderjahr. Die neue Saison der CSL – die auch dieses Jahr wieder von der Versicherung PingAn gesponsort wird – startet wohl im April. Diesmal wieder im Normalzustand, also mit Heim- und Auswärtsspielen, nachdem in den Covid-Zeiten drei Jahre lang die Spiele an wenigen Orten konzentriert wurden. Meister wurde Ende des vergangenen Jahres überraschend das Team von Wuhan Three Towns. Unter den 18 Teams der CSL sind drei Neulinge: Qingdao Hainiu, Kunshan FC und Nantong Zhiyun. Noch ist die endgültige Zusammensetzung der Liga nicht klar, denn immer wieder melden sich Vereine mit finanziellen Schwierigkeiten. Als aktuelle Wackelkandidaten gelten Guangzhou FC und Shenzhen FC. Ganz neu ist, dass die CSL-Clubs soeben verpflichtet wurden, in der kommenden Saison ein Frauenteam aufzustellen. „Das Frauen-Team sollte an der chinesischen Women’s Super League oder der zweiten und dritten Liga teilnehmen“, heißt es in einer Mitteilung des CFA.

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