WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (24). Heute: China Center an der TU Berlin

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die TU Berlin mit ihrem China Center dran. Dieses ist nicht mit einer sinologischen Fakultät vergleichbar, da es kein Vollstudium anbietet, sondern „nur“ ein Begleitstudium. Weil aber auch dort Studierenden Sprache und Wissen über China vermittelt wird, haben wir die China-Zentren in diese Reihe aufgenommen. Weitere werden folgen. 

Geschichte: Das China Center an der TU Berlin (TUB) – in voller Länge heißt es übrigens Center for Cultural Studies on Science and Technology in China (CCST) – wurde bereits 1993 gegründet. Damals hieß es noch „Arbeitsstelle für Geschichte und Philosophie der chinesischen Wissenschaft und Technik“.  Die TU Berlin war damit eine der ersten deutschen Universitäten, die außerhalb der Sinologie ein Zentrum für den deutsch-chinesischen Dialog im Bereich Wissenschaft und Technik schuf. In den ersten fünf Jahren gab die VW-Stiftung eine Anschubfinanzierung. Aufgaben und Ziele des Centers haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Standen zu Beginn historische Fragestellungen im Fokus, so sind es heute immer mehr auch aktuelle Themen. Geleitet haben im Laufe der langen Zeit das Zentrum Welf Schnell, Mareille Flitsch und Eva Sternfeld. 2015 wurde Sigrun Abels Leiterin des CCST. Sie kam in einer Phase, in der das Center mit fachübergreifender Lehre in der TUB umstrukturiert werden sollte. Die umtriebige Abels, die auch vor vier Jahren den Verbund der deutschen Chinazentren an deutschen Hochschulen (VCdH) initiierte, bekam es durch vielerlei Aktivitäten wieder flott. Heute steht das Center stabil auf drei Säulen: Lehre, Forschung und Transfer, wobei letzteres immer wichtiger werde, sagt Abels. Unter Transfer versteht sie „das Wissen nach außen zu tragen“ – durch Workshops, Policy Briefings und Chinakompetenz-Weiterbildungsaktivitäten. Abels kündigt an, dass im November eine 30-Jahr-Feier des China Centers stattfinden wird. Aber keine der üblichen mit vielen Festtagsreden, sondern mit einem Symposium zum Thema Jugend.  

Lehrende: Sigrun Abels ist studierte und promovierte Sinologin (Bochum und Nanjing). Ihre Schwerpunkte sind chinesische Medien und Wissenschaftsmanagement. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im China Center – vom wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zu Studierenden. Im Kernteam am längsten dabei ist Tania Becker. Die promovierte Sinologin (Zagreb, Bochum) beschäftigt sich mit so gegensätzlichen Themen wie chinesische Gegenwartskunst und die Entwicklung von Robotik sowie der künstlichen Intelligenz. Regelmäßig werden auch Professoren aus China zu Lehrveranstaltungen hinzugezogen. Unsere „flying faculty“ nennt das Sigrun Abels. Zuständig für den Sprachunterricht ist He-Fang Lee, der gerade ein sehr interessantes Lehrbuch entwickelt hat (siehe CHINAHIRN 60).  

Studium: Für alle Studierende im Bachelor- oder Masterstudiengang der TU Berlinbietet das China Center ein Chinakompetenz-Zertifikat an. Dieses gibt es in zwei Variationen: Ein Basis- und ein Aufbauzertifikat. Für das Basiszertifikat muss der Besuch von 3 bis 5 Lehrveranstaltungen nachgewiesen werden. Im laufenden Wintersemester werden dort zum Beispiel folgende Themen behandelt: „Wissenschaft und Technik im vormodernen China“, „Der 20. Parteitag der KP Chinas: Fortsetzung der Politik Xis oder Kursänderung“ oder „China: Klimawandel als Chance“. Für das Aufbauzertifikat ist zudem die Teilnahme am chinesischen Sprachunterricht und der Summer School (oder einem Praktikum in China) vorgeschrieben. Abels hofft, das sehr beliebte Summer-School-Programm, bei dem 30 Studierende drei Wochen in Shanghai (Tongji Universität) verbringen, in diesem Jahr wieder starten zu können. Das Interesse an den Zertifikaten ist groß. „Wir haben keine Schwierigkeiten, hierfür Studierende zu gewinnen“, sagt Abels. Jedes Semester wollen sich rund 350 Studierende aller sieben TUB-Fakultäten so China-Wissen aneignen. DasChina Center wendet sich aber nicht nur an die Studierenden der TU Berlin. So gibt es Weiterbildungskurse für Uni-Angehörige, aber auch Externe, in denen in Blockseminaren am Wochenende Basiswissen über China vermittelt wird. Gerade ist dieser Kurs zu Ende gegangen, aber der nächste wird im Oktober starten. 

Info:

Hier geht es zur Homepage des China Centers an der TU Berlin: https://www.tu.berlin/china/ueber-uns/das-china-center/profil

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