GESELLSCHAFT I Wie die Generation Z tickt

Su Yiming (18) gewann bei den Olympischen Winterspielen im heimischen Beijing Gold im Snowboarden. Luo Zhilu (16) kletterte diesen Sommer im italienischen Brixen als erste Chinesin auf das Podest bei einem Climbing-World Cup-Event. Und Qiu Zhuo (18) qualifizierte sich als erster Chinese für die World Cup League im Surfen.

Drei junge Chinesen, die in drei Trendsportarten erfolgreich sind. Alle drei sind unter 20 Jahre alt, gehören also der sogenannten Generation Z an (das sind die nach dem Jahr 2000 Geborenen). Es sei eine Generation, die anders tickt als die vorige(n), meint jedenfalls das chinesische Online-Magazin „Sixth Tone“ und versucht Denken und Handeln dieser jungen Leute in einer vierteiligen Serie zu beleuchten. Ganz grob gesagt ist diese Generation individualistischer und aufmüpfiger, sowohl an Arbeitsplatz als auch an der Uni´. Siehe die zaghaften Anti-Corona-Proteste der vergangenen Tage.

Ihr Rebellentum zeige sich – so das Magazin – an einem anderen Verhältnis zur Arbeit. Sie wehren sich gegen die weit verbreiteten unbezahlten Überstunden, die 996-Kultur, von 9 bis 21 Uhr arbeiten und das an sechs Tagen die Woche. Sie widersprechen ihren Chefs und rufen, wenn es sein muss, auch mal die Gerichte an, um ihre Rechte am Arbeitsplatz durchzusetzen. Sie sind auch rebellischer, weil sie es sich leisten können, schreibt „Sixth Tone“ und zitiert eine 22jährige Maggie aus Guangdong; „Our parents are in a better situation to assist us. We can challenge work cultures and leave job because of this.” Statt zu angestelltem Arbeiten drängt es Vertreter dieser Generation auch immer mehr in die Selbständigkeit. Sie sind risikioaverser als frühere Generationen.

Dieser individualistische (oder ist es schon ein hedonistischer?) Ansatz zeigt sich eben auch im Sport. Bis heute dominiert noch in vielen traditionellen Sportarten das tiyu tizhi, das staatliche Sportsystem. Schon früh werden sportliche Stärken der Kinder erkannt. Wer förderungswürdig ist, wird selektiert und kaserniert. Für viele Jugendliche bedeutet das ein in jeder Hinsicht geregeltes Leben mit vielen Entbehrungen, aber auch mit der Chance auf einen großen sportlichen Erfolg. „But an alternative to this system is now emerging“, schreibt “Sixth Tone”. Für Bao Xuping, einen der chinesischen Surfpioniere, ist das auch Ausdruck eines kulturellen Wandels in doppelter Hinsicht: Man sucht die Nähe zur Natur, und man pflegt zunehmend einen individualistischen Lebensstil. Entsprechend boomen Outdoor-Sportarten – vom Klettern über Surfen bis zum Cycling, den Älteren auch unter Radfahren bekannt. Über hundert Surfing-Schulen gibt es inzwischen schon in China und Tausende von Kletterschulen. Zum Fußball drängt es wenige. Individualsport statt Teamsport heißt die Devise der Generation Z.

Info:

Hier geht es zur Serie über die Generation Z in „Sixth Tone“: https://www.sixthtone.com/news/1011851/for-chinas-gen-z%2C-entrepreneurship-represents-a-ticket-to-freedom?source=channel_home

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