SPORT I China bei der Fußball-WM

Wieder einmal ist China bei einer Fußball-WM nicht dabei. Zumindest nicht auf dem Rasen – sieht man von Schiedsrichter Ma Ning ab. Aber am Spielfeldrand ist China schon sehr präsent. An den Banden der acht Stadien in Qatar tauchen mehrere chinesische Schriftzeichen auf. Sie werben für vier chinesische Unternehmen: Hisense, Mengniu, Vivo und Wanda. Sie zahlen zusammen mehr Sponsorgelder an die FIFA (1,4 Milliarden Dollar) als die USA mit seinen Giganten Budweiser, Coca-Cola und McDonalds (eine Milliarde Dollar). Für Hisense (Unterhaltungselektronik) und Vico (Smartphones) geht es darum, ihr internationales Image zu vergrößern. Die beiden anderen Sponsoren – Wanda (Immobilien, Medien, Unterhaltung) und Mengniu (Milchprodukte) – richten ihre Werbebotschaften eher an das heimische Publikum. Dieses ist nach wie vor sehr fußballbegeistert, obwohl sich ihre Mannschaft mal wieder nicht qualifizieren konnte (das einzige Mal gelang ihr das 2002) und die Spiele oft erst spät abends oder in der Nacht gezeigt werden. Viele Fans buchen extra Hotelzimmer, sogenannte World Cup Streaming Rooms, um ungestört die Spiele schauen zu können. Vor allem in Städten wie Shanghai, Changsha, Wuhan, Xi´an und Hangzhou schnellten die Buchungen für diese – mit Snacks und Getränken ausreichend versorgten – Zimmer nach oben. Rund 7000 chinesische Fans sind sogar vor Ort in Qatar. Dort werden sie auf bekannte Marken stoßen. Zum Beispiel die Elektro-Busse von King Long und Yutong, die Fans, Offizielle und Journalisten durch die Gegend karren. Oder sie werden in Containerdörfen wohnen, die extra für die vielen Fans aus aller Welt von chinesischen Firmen aus Guangdong und Zhejiang aufgebaut wurden. Oder sie werden die kühle Luft genießen, die aus den rund 40 000 Klimaanlagen vom chinesischen Hersteller Gree strömt. Oder sie werden in Stadien gehen, die von Chinesen errichtet wurden. Zum Beispiel das Ras Abu Aboud Stadion, das von CIMC in Shenzhen gebaut wurde. CIMC ist der weltgrößte Hersteller von Schiffscontainern. Und aus genau 974 dieser Container wurde das Stadion, das Platz für 40 000 Zuschauer bietet, zusammengestapelt. Großer Vorteil im Sinne von Nachhaltigkeit: Das Stadion kann nach Ende der Spiele wieder abgebaut werden. Eine solche Kurzlebigkeit ist für das Lusail Stadion nicht vorgesehen. Das 80 000 Zuschauer fassende Rund ist ein Prestigeprojekt – auch für die Chinesen. Es wurde vom staatlichen Baukonzern China Railway Construction Corp. (CRCC) gebaut, der sich gegen zehn internationale Mitbewerber – man darf vermuten mit Dumpingpreisen – durchgesetzt hatte. 767 Millionen Dollar kostetet das Projekt, in dem am 18. Dezember das Finale ausgetragen wird. Dort könnte eventuell Staatschef Xi Jinping erscheinen. Denn der bekennende Fußballfan Xi ist zu dem Zeitpunkt zufällig (oder doch absichtlich?) um die Ecke zu Besuch in Saudi-Arabien.

Info:

Hier ein Filmchen über die Entstehung des aus chinesischen Containern zusammengesetzten Ras Abu Aboud Stadions: https://www.youtube.com/watch?v=gzeu-dhIStQ

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