Vor rund zehn Jahren gründete der junge Deutsche Maximilian Bittner in Singapur das E-Commerce-Unternehmen Lazada. Das Geld dazu bekam er von Rocket Internet, dem Konzern der Berliner Samwer-Brüder. Bittner machte Lazada zu einem solch erfolgreichen Onlinehändler in ganz Südostasien, dass der chinesische Alibaba-Konzern auf ihn aufmerksam wurde und ihn vor ein paar Jahren für mehrere Milliarden Euro kaufte. Ein guter Deal für beide: Die Samwer-Brüder bekamen viel Cash in die Kasse und Alibaba erhielt den Zugang zu einem lukrativen Markt quasi vor der Haustür. Inzwischen hat Lazada seine Position auf dem südostasiatischen Markt noch verstärkt und hat dort rund 150 Millionen Kunden. Aus dieser Position der Stärke will nun Lazada in Europa angreifen. Das verkündete jedenfalls Lazada-Chef James Dong gegenüber Bloomberg. Einen Zeitplan und Länder, in denen Lazada in Europa starten will, nannte er nicht. Er sagte nur: „Europe is a very big market.“ Pikante Ironie der Geschichte: Lazada attackiert damit unter anderem auch Zalando, das einst mit Geld der Samwer-Brüder gegründet wurde.
Lazada ist freilich nicht der einzige chinesische Online-Händler, der sich global aufstellt. Der auf Billigmode fokusierte Konzern Shein (siehe CHINAHIRN 23) ist äußerst erfolgreich. Er hat (bislang) keine Läden wie H&M, Uniqlo oder Zara. Er verkauft nur online – und das zu sehr günstigen Preisen. Allerdings hat Shein dieses Jahr einen Teil der Waren in einigen Pop-Up-Stores in Madrid, Barcelona, Paris und soeben London präsentiert. Investoren nennen Shein (englisch gesprochen she in) Chinas „most mysterious billion-dollar company“. Wer dahinter steckt, ist unklar. Das Unternehmen ist eine gigantische Produktionsmaschine, die jeden Woche rund 10 000 neue Produkte auf den Markt wirft. Sie werden meist in Fabriken der Provinz Guangdong hergestellt. Im ersten Halbjahr 2022 machte Shein einen Umsatz von 16 Milliarden Dollar. Das Jahresziel sind 30 Milliarden Dollar – und das erst vier Jahre nach Gründung!
Weil in China ein Erfolgsmodell immer gerne kopiert wird, gibt es auch schon einige Nachahmer von Shein. Der wichtigste und gefährlichste startete gerade auch in den USA: Temu. Dahinter steckt der E-Commerce-Konzern Pinduoduo, der 2015 von dem ehemaligen Google-Manager Colin Huang gegründet wurde. Temu kopiert das Modell Shein, hat von dort auch einige Leute abgeworben, und wildert bei den Shein-Fabriken. Dachte man, dass Shein preislich nicht mehr zu unterbieten sei, so beweist Temu nun das Gegenteil. Auf der App werden Wollmäntel für 11,79 $ angeboten und Sonnenbrillen für 1,92 $.
Info:
Hier geht es zu den Homepages der drei oben erwähnten Anbieter:
Lazada: https://www.lazada.com/en/
Shein: https://de.shein.com/