GESELLSCHAFT I Weiter Spielverbot für Kinder – vor dem Computer

In China haben die Schulferien begonnen. In denen sollen sich die Kinder bekanntlich erholen vom Stress des Schulalltags. Spielen wäre ein guter Zeitvertreib. Wobei sich das moderne Spielen nicht mehr im Hof, Garten oder Park abspielt, sondern online vor dem Computer oder Laptop. Viele Kinder und Jugendliche hofften deshalb, dass das Gerücht wahr würde, dass sie zumindest in den Ferienwochen länger online spielen dürfen. Doch am Montag meldete sich Chinas größter Spiele-Konzern Tencent mit einem spielentscheidenden Post auf seinem WeChat-Account: „Did you hear that gamers can play every day during the summer holiday? There might be a bit of a misunderstanding, it’s better to breathe in some fresh air instead of getting addicted to playing games.” Es bleibt also auch in den Ferienmonaten bei der Regelung, die seit dem 1. August vergangenen Jahres gilt. Damals beschränkte die National Press and Publication Administration (NPPA) den Konsum von Online-Spielen für Jugendliche unter 18 Jahren auf drei Stunden in der Woche, und zwar jeweils von 20 bis 21 Uhr freitags, samstags und sonntags. Die Einhaltung wird streng kontrolliert durch Gesichtskontrolle und Anmeldung mit dem „richtigen“ Namen. Hoffnung keimte kurz auf, dass diese Regelung im Juli und August gelockert werden könnte. Mit der Tencent-Meldung ist die Hoffnung gestorben. Es gibt keine temporären Erleichterungen, die scharfen Regeln bleiben. Chinas Behörden fahren seit einem Jahr einen restriktiven Kurs gegen Online-Spiele, die für sie Ursache vielen Übels sind. Sie würden die Lernfähigkeit vermindern und die Gesundheit beeinträchtigen. Staatsmedien orchestrieren begleitend und geißeln sie als „geistiges Opium“ (Economic Information Daily). Und Opium hat spätestens seit den Opium-Kriegen keinen guten Ruf. In ihrem Kulturkampf gegen Online-Spiele attackieren die Behörden nicht nur die jungen Konsumenten, sondern auch die Produzenten. Zwischen Juli 2021 und April 2022 wurden keine neuen Spiele-Lizenzen erteilt. Im April und Juni wurden dann wieder die ersten Lizenzen vergeben, aber im Vergleich zu früher in nur sehr geringem Umfang. Soeben wurden auch für den Juli 67 neue Spiele genehmigt. Interessant dabei: Bei allen Genehmigungsrunden der vergangenen Monate gingen die beiden Marktführer Tencent Games und NetEase leer aus, während zum Beispiel die Streaming-Dienste Bilibili und Bytedance neue Spiele auf den Markt bringen durften. Besonders NetEase trifft dieser Bann besonders hart, ist er doch viel stärker von Spielen abhängig als Tencent. Am 23. Juni wollte NetEase mit viel Pomp sein neues Spiel „Diablo Immortal“ auf den chinesischen Markt bringen. Die Lizenz hierfür hatten sie schon in Februar 2021 erhalten. Doch am Wochenende vor dem vermeintlichen Start wurde dieser gecancelt. Wahrscheinlicher Grund: Auf dem Weibo-Account des Spiels wurde Xi Jinping mit Winnie Puuh verglichen und gefragt: „Warum ist der Bär noch nicht zurückgetreten?“

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