WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (11). Heute: Universität Freiburg

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg dran.

Die Geschichte: Die Sinologie in Freiburg wurde in den späten 50er Jahren als Teil des Orientalischen Seminars von Ulrich Unger aufgebaut. Sie beschäftigte sich vor allem mit dem vormodernen China. Den ersten Lehrstuhl hatte Peter Greiner von 1980 bis 2005 inne. Eine zweite Professur wurde 1989 installiert und mit dem durch seine Bücher über die Strategeme berühmt gewordenen Harro von Senger besetzt. Er lehrte bis 2009. Dann kam die Freiburger Sinologie in eine schwierige, ja fast existentiell-bedrohliche Phase. Denn damals überlegte man an der Universitätsspitze, ob die Ausrichtung der Sinologie noch zeitgemäß sei und ob man die Sinologie nicht sogar ganz dicht machen sollte. Dazu kam es dann doch nicht, aber die Leitungsgremien verordneten 2010 eine grundlegende Neuausrichtung auf das moderne und gegenwärtiges China. Treibende Kraft war damals Nicola Spakowski, Nachfolgerin auf dem Lehrstuhl von Harro von Senger. Mit der Neuausrichtung einher ging die Ausgliederung der Sinologie aus dem Orientalischen Seminar und die Etablierung eines eigenen Instituts für Sinologie.

Die Lehrenden: Es gibt am Institut für Sinologie zwei W3-Professoren. Neben der bereits erwähnten Nicola Spakowski ist das Daniel Leese, der seit 2012 eine Professur hat, aber schon vorher immer mal wieder Vertretung in Freiburg gemacht hat. Das Duo wird ergänzt durch die Junior-Professorin Lena Henningsen, ebenfalls seit 2012 dabei. Spakowski habilitierte an der FU Berlin. Ihr Spezialgebiet ist die Sozialgeschichte, insbesondere die Geschichte des Feminismus in China. Aktuell arbeitet sie an einem Forschungsprojekt über chinesische Zukunftsentwürfe. Daniel Leese beschäftigt sich vor allem mit der Politik- und Rechtsgeschichte. Im vergangenen Jahr hat er das viel beachtete und gelobte Buch „Maos langer Schatten“ veröffentlicht. Gerade arbeitet er an einem neuen Werk, einer Anthologie über chinesische Gegenwartsdenker (es soll Anfang 2023 erscheinen). Die Schwerpunkte von Lena Henningsen sind Literatur und Kultur, darunter auch so softe Themen wie Comics und Popkultur. Daneben gibt es in Nachbardisziplinen renommierte Professorinnen wie Yuanshi Bu (Internationales Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Ostasien) und Sabine Dabringhaus (Moderne Ostasiatische Geschichte), die partiell in das Sinologie-Studium integriert sind.

Das Studium: Im Bachelor-Studiengang gibt es zwei Möglichkeiten. Einmal den klassischen Studiengang, der mit einem Nebenfach kombiniert werden muss. Zum anderen den sogenannten Poly-BA-Studiengang, bei dem man zwei Hauptfächer studiert – entweder mit wissenschaftlichem Fokus oder im Hinblick auf das Lehramt. „Dieser erfreut sich derzeit großer Beliebtheit“, betont Leese. Einen englischsprachigen Master-Studiengang „Modern China Studies“ bietet Freiburg auch an.

Die Sinologie in Freiburg legt großen Wert auf eine intensive Sprachausbildung. Rund die Hälfte des Studiums ist für das Erlernen der Sprache vorgesehen. Wer will kann auch zusätzlich klassisches Chinesisch lernen. „Zwei Drittel machen es freiwillig“, sagt Leese. Ein Auslandssemester ist beim Bachelor nicht vorgeschrieben. Aber vor Corona hat die große Mehrheit diese Chance genutzt. Dazu hat die Uni Kooperationen mit Hochschulen u.a. in Beijing, Nanjing und Hongkong aufgebaut. Stolz ist man in Freiburg auf die gute Betreuungsrelation. „Jeder Lehrende kennt seine Studenten vom ersten Semester an mit Namen“, sagt Leese, der noch einen weiteren Pluspunkt sieht: „Wir sind sehr forschungsstark und integrieren sehr früh Studenten in diese zum Teil großen Projekte.“ Es gibt also gute Gründe, in Freiburg Sinologie zu studieren. Zehn hat das Institut in einem Flyer aufgelistet. Beim zehnten Grund ist Freiburg sogar konkurrenzlos: „Eine lebendige Unistadt in der sonnenreichsten Region Deutschlands.“

Info:

Hier geht es zur Webseite der Sinologie in Freiburg: https://www.sinologie.uni-freiburg.de/

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