ARTKEL I Die Fledermausfrau

Shi Zhengli arbeitet am mittlerweile weltberühmten Wuhan Institute of Virology (WIV). Sie arbeitet seit Jahren daran, virale Genome von Fledermausviren zu sequenzieren. Über 20 000 Proben von Fledermauskolonien in ganz China hat sie mit ihrem Team gesammelt. Kein Wunder, dass sie deshalb „die Fledermausfrau“ genannt wird. Andere bezeichnen sie als „Massenmörderin“. Das sind die westlichen Anhänger der Laborthese, nach der die Covid-Pandemie ihren Ursprung in dem Labor von Shi Zhengli hatte. Wer ist diese Wissenschaftlerin, die urplötzlich in eine geopolitische Auseinandersetzung geraten ist? Die Wissenschaftsjournalistin Jane Qiu, die selbst Molekularbiologin ist, durfte sie in Wuhan besuchen, auf ihren Forschungen in Höhlen begleiten. Sie bekam Einblicke in die Tiefkühltruhen des WIV, aber auch in das Seelenleben der angegriffenen Wissenschaftlerin. Shi Zhengli fragt rhetorisch die Reporterin: „Haben Sie mal darüber nachgedacht, wie es sich anfühlt, wenn man zu Unrecht beschuldigt wird, eine Pandemie ausgelöst zu haben, die Millionen von Menschen getötet hat?” Mittlerweile ist sie, die einst im französischen Montpellier promoviert hatte und die westlichen Werte pries, von diesem Westen desillusioniert: „Wenn man Chinese ist, spielt es keine Rolle, wie gut man in seinem Job ist, denn man wird nach seiner Nationalität beurteilt.“ Ein informatives und nachdenkliches Porträt, das zuerst in der MIT Technology Review erschienen ist.

Info:

Die deutsche Übersetzung des Porträts in der MIT Technology Review gibt es hier: https://www.heise.de/hintergrund/SARS-CoV-2-Wer-ist-die-Virus-Forscherin-im-Zentrum-der-Laborleck-Kontroverse-6371846.html?seite=all

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