Industriepolitik ist hierzulande ein verpönter Begriff. Für lupenreine Marktwirtschaftler ist es Teufelszeug, wenn der Staat sich in das Wirtschaftsleben einmischt und bestimmte Industrien fördert. Diese Berührungsängste hat der chinesische Staat nicht. Er betreibt seit Jahrzehnten eine Industriepolitik, die nicht gerade unerfolgreich ist. Barry Naughton (70), der an der University of California in San Diego lehrt und einer der renommiertesten Experten der chinesischen Wirtschaftspolitik ist, hat nun eine Studie über Chinas Industriepolitik geschrieben. Sie basiert auf einem Aufenthalt Naughtons am Center for Chinese-Mexican Studies (Cechimex) an der National Autonomous University of Mexico (UNAM). Darin definiert er zunächst Industriepolitik, ehe er dann die Phasen der chinesischen Industriepolitik beschreibt. Die aktuelle Phase, die seit 2015 andauert, nennt er „the innovation-driven development strategy“. Im letzten, im fünften Kapitel, erklärt er die Instrumente und Institutionen der chinesischen Industriepolitik. Seine Studie ist fast ein Standardwerk, aus dem auch die marktwirtschaftlichen Gegner von Industriepolitik einiges lernen könnten – um danach ihre Position vielleicht zu überdenken.
Info:
Die 156 Seiten starke Studie kann hier heruntergeladen werden:
https://dusselpeters.com/CECHIMEX/Naughton2021_Industrial_Policy_in_China_CECHIMEX.pdf