Liebe Leserinnen, liebe Leser,

China ist Partner, Wettbewerber und Rivale – dieser Dreiklang darf inzwischen in keinem politischen Papier und Statement zu China mehr fehlen. Alle Parteien, die EU-Kommission, aber auch der BDI nutzen dieses verbale Trio. Ist ja auch so etwas wie ein All-Inklusive-Angebot. Jeder kann sich raussuchen, was er gerade für richtig und wichtig hält. Derzeit wird aber China im Westen fast nur noch als Rivale gesehen, als systemischer Rivale. Partner China? Höchstens bei Klima-Fragen. Wettbewerber China? Nehmen viele nicht ernst. Wer so denkt, sollte die neue Studie von Harvard-Professor Graham Allison lesen. In ihr stellt er fest, dass China gerade bei den Zukunftstechnologien gewaltig aufgeholt und die USA zum Teil überholt hat. Europa kommt in diesem Szenario gar nicht erst vor. Wir Europäer spielen nicht mehr in dieser Liga, haben es aber offenbar in einer Mischung aus Arroganz und Ignoranz noch nicht realisiert. Da lese ich doch kurz vor Redaktionsschluss eine aktuelle Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (swp), die ja immerhin die Bundesregierung berät. Darin wird von einem technologischen Rückstand Chinas berichtet. Und überhaupt: „Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas steht auf tönernen Füßen“. Ach so, dann ist ja alles gut. Dann warten wir bis China zusammenbricht. Gute Nacht, Deutschland. Schlaf weiter. Besser wäre freilich: Deutschland, wach auf! Schielt nicht immer nur auf den systemischen Rivalen, sondern nehmt den Wettbewerber China endlich ernst, digitalisiert, investiert in Bildung und in Forschung! Der Weckruf geht an die neue Regierung. 

Wolfgang Hirn

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