Volkswagen-Chef Herbert Diess (63) ist angeschlagen. Wieder einmal. Wegen interner Querelen, wegen Knatsch mit dem Betriebsrat. Aber auch wegen Problemen auf seinem wichtigsten Markt – China. Dort macht der Konzern aus Wolfsburg rund 40 Prozent seines Umsatzes und noch mehr seines Gewinns. Doch jetzt stottert der Motor – ausgerechnet bei den Elektroautos, von denen sich Diess so viel versprochen hat und für die China der Leitmarkt ist. Mit der ID-Reihe wollte VW in China durchstarten. Der Verkauf des ID.4 – ein seltsam schräger Name – blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die monatlichen Verkaufszahlen lauten bislang: 5000 (Mai), 3000 (Juni), 5800 (Juli), 7000 (August), 10 000 (September) und knapp 13 000 (Oktober). Das Ziel für dieses Jahr waren 80 000 bis 100 000 verkaufte Autos. Die Zahlen werden wohl nicht erreicht. Die chinesische Konkurrenz gerade im E-Sektor ist groß und gut. Die chinesischen Hersteller – wie zum Beispiel BYD oder die Newcomer Nio oder Xpeng – haben häufig die besseren Preise und die attraktivere Software. Und dann ist da noch der große Rivale Tesla, der in Shanghai ein Riesenwerk aufgebaut hat und gut am chinesischen Markt ankommt. Diess hat schon vor fast drei Jahren China zur Chefsache erklärt. Nach dem erzwungenen Abgang des damaligen China-Chefs Jochem Heizmann hatte er zu seinen vielen Aufgaben auch noch das China-Ressort übernommen. Als seinen Statthalter vor Ort installierte er Stephan Wöllenstein (58). Doch weil dieser nicht liefert, was Diess bestellt hat, steht Wöllenstein vor der Ablösung. „Business Insider“ berichtet, dass Wöllenstein seinen Vertrieb schlecht aufgestellt habe, dieser sei kompliziert, kreativlos und altbacken. Er und sein Team müssten seit einiger Zeit ausführliche Berichte an die Konzernspitze schreiben, mit welchen Konzepten und Maßnahmen sie die Verkaufszahlen der IDs hochtreiben wollen. Aber die Bemühungen waren wohl vergeblich. Wöllensteins Nachfolger wird bereits gehandelt: Alexander Seitz (59), derzeit noch bei der Marke Volkswagen Vorstand für Controlling und Rechnungswesen. Er hat China-Erfahrung, war von 2013 an im Joint Venture von Volkswagen mit SAIC First Vice President. Er trägt den bescheidenen Spitznamen „Alexander der Große“. Aber, wer weiß, vielleicht steht nicht nur Wöllenstein zur Disposition, sondern gar Volkswagen- Konzernchef Herbert Diess. Die nächste Aufsichtsratssitzung findet am 9. Dezember statt.
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