SPORT I Tragedy on Ice

Es waren zwei Geisterspiele, die da Mitte November in einem Eisstadion vor den Toren Moskaus ausgetragen wurden. Obwohl fast keine Zuschauer anwesend waren, wurden die beiden Spiele sehr intensiv beäugt – von ein paar Herren der International Ice Hockey Federation (IIHF). Ihr Augenmerk richtete sich besonders auf die Mannschaft der Kunlun Red Stars. Hinter diesem Team verbirgt sich überwiegend das chinesische Eishockey-Nationalteam. Da es in China keine Liga gibt, spielen die Kunlun Red Stars in der russischen Kontinental Hockey League. An jenen beiden Tagen im November verloren die Red Stars beide Spiele mit 4:5 bzw. 1:4. Die Niederlagen könnten gravierende Folgen für das chinesische Eishockeyteam haben. Es ist bei den Olympischen Spielen üblich, dass der Gastgeber an den Mannschaftswettbewerben teilnehmen darf, ohne sich dafür– wie die anderen Nationen – qualifizieren zu müssen. Nach dieser Regel dürfte China bei den kommenden Spielen in Beijing (4. bis 20. Februar 2022) sowohl bei den Männern als auch den Frauen am Eishockeyturnier teilnehmen. Doch es kamen in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr Zweifel auf, ob die Chinesen auch nur annähernd konkurrenzfähig sind. Im Eishockey ist China ein Entwicklungsland. In der Weltrangliste liegt das Land auf Platz 32, knapp vor Australien. Das Team stützt sich auf ein paar in Kanada geborene Chinesen, von denen allerdings nur Brandon Yip (36) Erfahrung in der nordamerikanischen Liga NHL hat. Die Funktionäre des Weltverbandes fürchten deshalb deftige Packungen im zweistelligen Bereich, zumal Chinas Männerteam mit den Giganten USA und Kanada sowie dem aufstrebenden Deutschland in einer Gruppe spielt. Der neue IIHF-Präsident Luc Tardif sagte gegenüber AFP: „Watching a team being beaten 15-0 is not good for anyone, nor for China, or for ice hockey.“ Deshalb nahm die IIHF in den vergangenen Wochen Chinas Eishockeyteam verstärkt unter die Lupe, konnte sich aber bislang zu keiner endgültigen Entscheidung durchringen. Erst hieß es Anfang November: China ist definitiv dabei. Dann gab man dem Team nochmals eine Gnadenfrist, während der die beiden Moskauer Spiele abgewartet werden sollten. Am 26. November sollte dann die Entscheidung fallen. Aber sie fiel nicht. Nun ist sie auf den 6. Dezember terminiert.

 

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