POLITIK I Rückblick Weltklimagipfel

Die Überraschung war gelungen. Der Glasgower Klima-Gipfel neigte sich langsam dem Ende zu, die Delegationen beugten und stritten sich bereits über die anstehende Abschlusserklärung. Da verblüfften China und die USA am 10. November mit einer Erklärung: „U.S.-China Joint Glasgow Declaration on Enhancing Climate Action in the 2020s.“ Es war natürlich keine spontane Entscheidung. »Wir haben uns über 40mal getroffen«, so John Kerry, der Klimaschutzbeauftragte der USA. Er und sein chinesischer Counterpart Xie Zhenhua kennen sich schon lange und schätzen sich. Sie trafen sich trotz Corona in den vergangenen Monaten auch persönlich. „Wir können unsere Ziele nicht erreichen, wenn wir nicht zusammenarbeiten“, sagte Kerry. Ähnlich äußerte sich Xie. Vor allem zwei Punkte stachen in dem Papier heraus: Beide Länder wollen schon 2025 ihre Pläne bekanntgeben, wie sie ihre Umweltziele bis 2030 erreichen wollen. Außerdem wollen sie eine “Working Group on Enhancing Climate Action in the 2020s“ einsetzen. Die amerikanisch-chinesische Erklärung wurde positiv aufgenommen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres kommentierte: „Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“ Jochen Flasbarth, der deutsche Umwelt-Staatssekretär, nannte sie „eine gute Nachricht“, nachdem er zu Beginn der Konferenz noch gesagt hatte: „Die Rolle, die China hier spielt, ist enttäuschend.“ Jedenfalls gab die amerikanisch-chinesische Erklärung der Konferenz einen optimistischen Schub, der allerdings kurz vor Ende ins Stocken geriet. Es ging um die Kohle und die Frage: Wie schnell aussteigen? Vor allem Indien – unterstützt von China -wehrte sich gegen den ultimativen Begriff des „Phase-out“, also einen Ausstieg aus der Kohle. Man einigte sich stattdessen auf „Phase-down”, eine stufenweise Verringerung. Immerhin: Die Kohle wurde erstmals in einer Abschlusserklärung als größter Übeltäter genannt. Beim Kohle-Ausstieg ist vor allem ein Staat gefordert: China. Wie schnell China aus der Kohle aussteigen kann und will, entscheidet über den Fortschritt beim globalen Klimaschutz. China ist sich dieser Verantwortung bewusst. Noch werden rund 56 Prozent der Energie durch Kohle erzeugt. Diesen Anteil drastisch zu reduzieren, ist eine Mammutaufgabe. Deutschland ist mit dem Kohleausstieg etwas weiter. Vielleicht könnten ja Deutschland und die EU in dieser Frage mehr mit China kooperieren. Nach der Glasgower Konferenz forderte Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die EU auf, sich der amerikanisch-chinesischen Kooperation anzuschließen: „Europa muss bei diesen beiden Supermächten mitmachen.“ Gute Idee.

Info:

Die amerikanisch-chinesische Erklärung von Glasgow gibt es im Wortlaut hier:

https://www.state.gov/u-s-china-joint-glasgow-declaration-on-enhancing-climate-action-in-the-2020s/; eine Diskussion über den Kohleausstieg Chinas ist hier nachzulesen:

https://www.chinafile.com/conversation/when-will-china-get-coal

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