Wir erleben gerade, wie wichtig Chips für unser Leben sind. Ich meine nicht die Kartoffelchips für die Couch Potatoes, sondern diese klitzekleinen Plättchen, die in Nanometer (ein Millionstel Millimeter) gemessen werden. Sie stecken in vielen Produkten des täglichen Bedarfs – vom Auto bis zum Handy. Dummerweise sind diese omnipräsenten Chips derzeit knapp und bei der Suche nach den Ursachen stößt man in Taiwan auf einen Konzern, der den weltweiten Chipmarkt dominiert: Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Er produziert mehr als die Hälfte der sogenannten made-to-order chips (Chips auf Bestellung). Bei hochwertigen Chips (advanced processors) hat TSMC gar einen Weltmarktanteil von über 90 Prozent. Einzige ernsthafte Rivalen sind die Koreaner Samsung Electronics und Hynix.
TSCM wurde 1986 von dem heute 86jährigen Morris Chang gegründet. Er hatte in Harvard, Stanford und MIT studiert und danach bei Texas Instruments (TI) gearbeitet. TI war mal – wie US-Konkurrent Intel – führend bei der Chip-Entwicklung. Aber die Produktion überließen Intel & Co. anderen, eben TSMC und den Koreanern. So wurde TSMC immer stärker und dominanter. Die Taiwanesen sind inzwischen der Hoflieferant für Apple. Bei einem Umsatz von 45 Milliarden Dollar (2020) macht der Konzern sagenhafte 17,6 Milliarden Dollar Gewinn. Er kommt mit der Produktion gar nicht mehr nach (deshalb auch die Krise). Deshalb sollen in den nächsten drei Jahren 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert werden. Derzeit entsteht im Süden Taiwans eine riesige Fabrikanlage, die so groß ist wie 22 Fußballfelder. Amerikanern und Europäern dämmert angesichts der Chip-Krise, wie abhängig sie von einem Konzern sind, der zudem noch in einem Land residiert, das sich immer mehr zu einem Krisenherd der amerikanisch-chinesischen Spannungen entwickelt. Die dominierende Stellung von TSMC im globalen Chipmarkt ist – neben den politischen Motiven – sicher auch ein Grund, warum sich die VR China und die USA so stark für die Insel interessieren. Andererseits schützt diese exponierte Stellung Taiwans auch vor einer möglichen Invasion. Analysten sprechen von einem „silicon shield“, einem Schutzschild dank der Chips. Denn niemand kann ein Interesse haben, dass die Chip-Produktion auf Taiwan ausfällt, denn dann steht die Weltwirtschaft still. Um die Abhängigkeit von TSMC zu reduzieren, versuchen derweil viele Staaten, eine eigene Chip-Produktion hochzuziehen. In Bidens riesigem Infrastrukturprogramm sind dafür 50 Milliarden Dollar vorgesehen. Die Europäer, die mit Infineon lediglich einen Chiphersteller von Rang haben, wollen auch massiv investieren. Die Koreaner haben bis 2030 ein Investitionsprogramm von rund 450 Milliarden Dollar aufgelegt und die Volksrepublik China buttert jährlich zweistellige Milliardenbeträge in den Aufbau einer eigenen Chipproduktion. Alle handeln nach dem Motto: Chip, Chip, hurra!
Info:
Einen sehr guten, aktuellen Artikel über TSMC gibt es im TIME Magazine: