HU IS HU? Su Bingtian, schnellster gelber Mann

Darf man gelber Mann sagen und schreiben? Ist das nicht rassistisch? Ich würde es nicht tun, wenn die asiatischen und chinesischen Medien es nicht selbst schreiben würden. Sie titelten und schrieben „The yellow miracle“, „the fastest yellow man alive“ und „pride of the yellow race“.  Die stolze Rede ist von Su Bingtian. Der 32jährige Chinese erreichte bei den Olympischen Spielen in Tokio sensationell den Endlauf über 100 Meter. Dort wurde er zwar „nur“ Fünfter in 9,98 Sekunden, aber dieser Platz wurde in China mehr bejubelt als die 38 Goldmedaillengewinner des Landes. Im Sportsender von CCTV war das 100-Meter-Rennen der Zuschauer-Hit – vor allen anderen olympischen Events. Warum dieser Hype um den schnellen Mann? Weil es mehr als nur um diesen Lauf geht. Es geht um viel mehr, es geht um Gene und letztendlich um die Überlegenheit von Rassen. Angesichts der Dominanz von afrikanischen und afroamerikanischen Sprintern fragten sich viele Asiaten, ob sie ein genetisches Defizit haben, weil sie diesen stets unter ferner liefen hinterherhechelten. Aber nun kam Su und bewies, dass Asiaten mithalten können. Wer ist dieser Su Bingtian und warum hat er es geschafft, als erster Asiate unter 10 Sekunden – immer noch eine wichtige Schallmauer der Leichtathletik – zu laufen? Su Bingtian wurde in Guzhen in der Provinz Guangdong geboren. Erst relativ spät fiel er beim Sportunterricht in der Mittelschule auf, als er beim Weitsprung der Beste war und sein Lehrer ihn zur Leichtathletik überredete. Mit 15 Jahren lief er sein erstes 100-Meter-Rennen und beendete dieses in 11,72 Sekunden. Sein Training wurde immer professioneller. Er verbesserte sich jedes Jahr. 2011 wurde er chinesischer Meister mit 10.11, was damals Landesrekord war. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London kam er ins Halbfinale. Und 2015 lief er in Eugene (US-Bundesstaat Oregon) zum ersten Mal unter zehn Sekunden. Trotzdem spielte er mit dem Gedanken des Aufhörens. Er heiratete seine Jugendliebe, wurde Vater, beendete sein internationales Wirtschafts-Studium und bekam sehr schnell eine Stelle als Assistenzprofessor an der Jinan Universität in Guangzhou. Doch Randy Huntington, der amerikanische Trainer der chinesischen Leichtathleten, überredete ihn weiterzumachen. Er verbesserte auch die Lauftechnik von Su, der den Spitznamen „der 30-Meter-Bolt“ hatte. Er war aufgrund seiner eher kleinen Statur ungemein stark im Antritt, aber ließ dann nach. Mit Huntington arbeitete er an diesem Manko. Und der Erfolg gab den beiden recht: 2018 wurde Su in Jakarta Asienmeister in 9,91 Sekunden. Und nun der Triumph in Tokio. Selbst die dort im Halbfinale erzielten 9,83 Sekunden seien noch nicht das Ende, sagen Athlet und Trainer. Su gegenüber CCTV: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon die Spitze meiner Karriere erreicht habe. Ich bin noch nicht fertig.“ Und Randy Huntington sagte im Fernsehsender CGTN, dass Su auch unter 9,80 Sekunden laufen könne.  

Info:

Den Halbfinallauf bei den Olympischen Spielen, in dem Su 9,83 Sekunden lief, gibt es hier (mit chinesischem O-Ton): https://news.yahoo.com/chinese-sprinter-su-bingtian-makes-204118050.html

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