Adam Tooze ist ein britischer Historiker. Er lehrt an der Columbia University in New York. Davor war er in Yale und Cambridge. Er ist in der Geschichtswissenschaft also eine Koryphäe, aber er ist kein China-Experte. Trotzdem beschäftigt er sich inzwischen vermehrt mit den Beziehungen des Westens zu der aufstrebenden Macht. Zuerst beschrieb er Ende März 2021 im IP Quarterly „The Fragility of Europe´s China Strategy“. Er sieht zwei unterschiedliche Strategien des Westens. „America´s strategy is a classic conception of grad strategy befitting a great power.” Die EU verfolge dagegen einen “Multi-Track-Approach”, basierend auf dem EU-Papier vom März 2019, in dem China gleichzeitig als Partner, Rivale und Wettbewerber bezeichnet wird. Tooze sympathisiert mit dem europäischen Ansatz, sieht aber die Gefahr, dass sich die Europäer zunehmend dem amerikanischen Approach annähern werden, auch als Folge der chinesischen Sanktionen gegen die EU. In einem aktuellen long read des „New Statesman“ spricht bzw. schreibt der Historiker : „We need a longer history than one that only goes back as far as Xi Jinping´s rise to power in 2012, to understand where we currently find ourselves.” Deshalb macht er einen Ausflug in das “century of humiliation“, in dem China vom Westen zwischen 1850 und 1949 gedemütigt wurde. Dies müsse man wissen, um das heutige China zu verstehen. Der Demütigung durch den Westen folgte später die Ignoranz und Arroganz des Westens: „For decades, the West has ignored the significance of China´s rise – but we must recognize that it will be instrumental in all our future.” Seinem Schlusssatz gibt es nichts mehr hinzuzufügen: “Whether you´re for or against, China shapes our future.”
Info:
Hier der Artikel in Internationale Politik Quarterly: https://ip-quarterly.com/en/fragility-europes-china-strategy