HU IS HU? Thomas Derksen- Autor, Brückenbauer, Videoproduzent

In seiner neuen Heimat China hatte Thomas Derksen (32) schon geheiratet. Nun wollte er auch noch in weiß in seiner alten, deutschen Heimat heiraten. Und danach mit seiner chinesischen Frau in die Flitterwochen nach Griechenland düsen. So war der Plan des Thomas Derksen. Doch der Plan wurde frühzeitig gekillt – von seinen Schwiegereltern. Statt Zweisamkeit bei romantischen Sonnenuntergängen in der Ägäis zu genießen musste er mit seiner chinesischen Frau und deren Eltern im Van nach Berlin, Amsterdam, Brüssel, Paris und Luxemburg reisen. Was er dort erlebte, hat er aufgeschrieben: „Drei Chinesen, fünf Länder, sieben Tage – Auf Europareise mit meiner chinesischen Familie“ so lautet denn auch der Untertitel seines zweiten, gerade erschienen Buches „Kartoffelbrei mit Stäbchen“.  Es ist genauso amüsant geschrieben, wie sein erstes Buch „Und täglich grüßt der Tigervater – Als deutscher Schwiegersohn in China“. Derksen ist ein humorvoller Mensch, der so redet wie er schreibt. Und Derksen ist einer der bekanntesten Deutschen in China. Afu heißt er dort – der Glückliche. Glück war auch der Begleiter seiner jungen Karriere. Aufgewachsen in Marienheide in der Nähe von Gummersbach im Oberbergischen. Schon in der Schule lernte er in einer China AG Chinesisch. Nach dem Abitur folge eine biedere Lehre als Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Köln, für die er anschließend noch ein halbes Jahr als Kundenberater arbeitete. Aber das war nicht seine Welt. Er verabschiedete sich nach Bochum, wo er Wirtschaft und Politik Ostasiens und Chinesisch studierte. Während eines Auslandssemesters an der Fudan in Shanghai lernte er seine spätere Frau Liping kennen. Nach dem Studium arbeitete er kurz für ein mittelständisches Unternehmen, ehe seine Frau sagte: „Lass uns nach China gehen.“ 2016 zogen sie um. „Wir hatten eigentlich so etwas wie eine kleine Beratung geplant“, sagt Derksen. Eigentlich. Denn es kam anders. Er drehte kurze Videos, in denen er auf lustige und unterhaltsame Weise den Chinesen Deutschland und die Deutschen näherbrachte. Die Videos wurden – warum auch immer – ein Hit. In Zahlen ausgedrückt: Über 600 Millionen Views, über sieben Millionen Follower, über 80 Millionen Likes. Derksen hat das Deutschland-Bild der Chinesen in den letzten Jahren geprägt und verändert – weg vom humorlosen Spießer. Mittlerweile dreht er auch seriösere Videos, aber immer mit dem Ziel des besseren gegenseitigen Verstehens (siehe das folgende Interview). In China erklärt er die Deutschen, in Deutschland die Chinesen. Er ist Gast in Talkshows hier wie dort. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm ihn bei seinem Staatsbesuch 2018 in seine Delegation. Derksen ist inzwischen so etwas wie ein Kulturbotschafter. Kann man davon leben? In seinen Videos, die auf vielen sozialen Kanälen Chinas laufen, ist Werbung vorgeschaltet, von der er profitiert. Außerdem benutzen ihn deutsche Firmen – wie zum Beispiel Alpecin – als Markenbotschafter. Mittlerweile haben seine Frau und er zwei Mitarbeiter, um all ihre Aktivitäten zu handeln. „Ich bin aber immer noch der sparsame Typ“, sagt Derksen. Er hat nicht mal ein Auto, was sein Schwiegervater nicht verstehen kann: Ein Deutscher ohne Auto! Der Schwiegervater fährt ein Audi A8 6.

 

Info:

Derksens neues Buch ist gerade erschienen: Kartoffelbrei mit Stäbchen: Drei Chinesen, fünf Länder, sieben Tage – Auf Europareise mit meiner chinesischen Familie, Heyne, 240 Seiten, 12,99 Euro (Paperback), 9,99 Euro (Kindle); die Homepage von Thomas Derksen lautet: https://en.afuthomas.de/

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