CHINAHIRNfragt…Thomas Derksen alias Afu

 

CHINAHIRN Warum ein zweites Buch?

Derksen Das erste Buch beschrieb ja vor allem die Vorurteile der Deutschen gegenüber China. Aber ich habe noch so viele Geschichten zu erzählen, wie die Chinesen die Deutschen sehen, was sie für Vorurteile haben gegenüber den Deutschen, was sie in Deutschland komisch finden. Das ist doch Supermaterial für ein zweites Buch, dachte ich – und der Verlag auch. Also schrieb ich das auf und zwar anhand einer Europa-Reise mit meiner Frau und deren Eltern.

Ihr Schwiegervater spielt darin eine Hauptrolle als – sagen wir mal – etwas skurrile Person. Hat er aufgrund dieser despektierlichen Beschreibung schon mit Enterbung gedroht?

Derksen Er ist eine ganz besondere Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Das macht ihn so interessant. Zudem freut er sich, dass er auf dem Cover eines deutschen Buches ist. Das macht ihn sehr stolz. Aber das wichtigste ist, dass er auch Humor versteht und selbstironisch ist.

Gibt es denn Unterschiede zwischen chinesischem und deutschem Humor?

Derksen Der deutsche Humor ist stiller und weniger aufgeregt als der chinesische. In Deutschland arbeitete man wenig mit Gestik und Mimik. Dort steckt der Witz meist im Text. Das ist in China anders. Wenn man sich bei der Neujahrsgala die Sketche anguckt, sieht man, dass dort viel Gestik und Mimik sowie Lautstärke dazugehört.

Mit diesen Stilmitteln arbeiten sie in Ihren Videos auch. Inzwischen gelten sie als der lustige, stets fröhliche Deutsche. Wie lange kann man von diesem Image leben?

Derksen Am Anfang haben wir viele kurze Videos gemacht, die sehr humorvoll waren. Inzwischen drehen wir aber kleine Vlogs, also Videotagebücher, die eher Doku-Charakter haben und auch kulturelle Inhalte transportieren. Ich will weg von dem Image des stets nur lustigen Deutschen. Ich will mehr zum Vermittler zwischen den Kulturen werden, aber auf unterhaltsame Weise. Daran sollen die Leute denken, wenn sie an Afu denken.

Manche denken allerdings, Afu alias Thomas Derksen macht nur Klamauk und spart die politischen Themen aus.

Derksen Mir wurde in der Tat oft vorgeworfen, dass ich nicht über Politik spreche. Aber dafür sind Journalisten hier, die über die große Politik schreiben. Doch China besteht ja nicht nur aus Politikern, sondern zu 99,9 Prozent aus Menschen, die auch gar nicht so anders sind wie wir. Ich versuche wirklich Völkerverständigung zu betreiben, zwischen den Menschen zu vermitteln. Ich möchte die Leute informieren und unterhalten. Denn das ist klar: Wir können uns nicht mehr leisten, nichts über China zu wissen.

Sie gelten inzwischen als einer der berühmtesten Deutschen in China, nur Timo Boll und Angela Merkel sind bekannter, behaupte ich einfach mal…

Derksen Das ist natürlich schwer zu messen. Aber ich habe schon einen bestimmten Bekanntheitsgrad. Wenn ich in Shanghai und auch anderen Städten unterwegs bin werde ich oft auf der Straße angesprochen und viele Leute wollen sich mit mir unterhalten. Eine kleine Episode: Als Lothar Matthäus und Andy Brehme hier waren habe ich ihnen Shanghai gezeigt. Viele haben mich beim Rundgang erkannt, aber nicht Lothar Matthäus. Immerhin bekannter als Lothar Matthäus bin ich schon in China.

Werden Sie denn überhaupt noch auf der Straße erkannt, nachdem Sie so abgespeckt haben?

Derksen Ich habe im letzten Jahr während Corona gedacht, was kann ich zuhause für Videos machen. Ich habe mich für eine 30-Tage-Abnehm-Challenge entschieden. Diese zieht sich aber jetzt schon über eineinhalb Jahre hin. Mittlerweile bin ich fast 50 Kilo los. Das war auch an der Zeit. Ich bin jetzt Anfang 30. Wenn nicht jetzt, wann dann. Das Abnehmen hilft meiner Gesundheit und könnte auch das Thema meines dritten Buches werden.

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