HU IS HU? Wang Sicong, Chinas Enfant terrible

Wang Sicong hat am 3. Januar Geburtstag. Meist feiert er ihn angemessen, was bei ihm bedeutet: Geld spielt keine Rolle, Frauen hingegen schon. Dieses Jahr, an seinem 33. Geburtstag, flog er mit ein paar Girls im Privatjet nach Sanya auf die südchinesische Tropeninsel Hainan. Dort ging es im fliegenden Wechsel auf eine Luxusyacht zur nächtlichen Tour durchs Südchinesische Meer. Vor vier Jahren feierte er fünf Tage lang auf den Malediven, 2017 lud er die koreanische Popgruppe T-ara ein – eine Girlie-Band.  Wang Sicong ist der Vorzeige-Playboy Chinas. Für manche ist er auch das enfant terrible der Volksrepublik, dessen dekadente Extravaganzen nerven – sein Schoßhündchen bekam zum Geburtstag zwei Apple Watches, für jedes Pfötchen eine. Wang Sicong ist der Sohn von Wang Jianlin (66), der einmal der reichste Chinese war, dessen Vermögen aber inzwischen auf bescheidene 14 Milliarden Dollar zusammengeschnurrt ist. Vater Wang legte eine dieser Tellerwäscher-Karrieren hin, die nur im post-maoistischen Reform-China möglich waren. Er gründete 1989 die Wanda Gruppe, die in den Anfangsjahren viel Geld mit Immobilien verdiente. Sukzessive erweiterte er sein Reich: erst Wohnhäuser, dann Shopping Malls, Freizeitparks, Hotels, Kinos, Fußballklubs, Sportrechteagenturen und, und… Bis er sich übernahm. Er musste Teile seines Imperiums wieder verkaufen. Es wurde etwas ärmer und es wurde etwas ruhiger um ihn. Was man von seinem Sohn nicht behaupten kann. Er produziert weiter Schlagzeilen. Soeben kam seine offenbar vergebliche Liebesmühe um die berühmte Livestreamerin Sun Yining (22) an die Öffentlichkeit. Vier Jahre soll er Sun nachgestellt und sie mit Mails überhäuft haben, meist mit schmachtendem Inhalt. Irgendwann hatte Sun genug. Sie outete sich – um ihn vom Halse zu halten? – als lesbisch, was wiederum Wang zu despektierlichen Äußerungen über Sun veranlasste. All dies wurde bekannt, weil Sun Screenshots der Online-Konversation mit Wang ins Netz gestellt hatte. Die öffentliche Meinung schlug sich überwiegend auf die Seite von Sun, auch weil diese neureichen Kinder von erfolgreichen Unternehmern keinen guten Ruf haben. Diese Spezies hat inzwischen einen eigenen Namen – fuerdai, wörtlich: Reiche, zweite Generation. Wang Sicong, der ein Philosophie-Studium in London abbrach, ist der Protoytp der fuerdai. Sein Vater gab ihm offenbar ein paar Millionen an „Spielgeld“, mit dem der Sohnemann die Investmentgesellschaft Prometheus Capital gründen konnte. Von erfolgreichen Investments dieser Firma hat man aber bislang wenig gehört. Sein Vater ist von den unternehmerischen Qualitäten seines Sohnes offenbar selbst nicht überzeugt. Er zitiert ein altes chinesisches Sprichwort: Wenn der Sohn nicht so gut ist wie sein Vater, warum ihm das Erbe überlassen? Wenn der Sohn besser ist als der Vater, warum braucht er dann das Erbe? Das klingt so, als ob Wang Sicong nicht allzu viel erben wird – sofern es überhaupt etwas zu vererben gibt.

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