MEINUNGSMACHER I The Sixth Tone

Es gibt vier Töne in der chinesischen Sprache. Und einen fünften, der ein stimmloser Auslaut ist und deshalb oft vernachlässigt wird. Und es gibt neuerdings einen sechsten Ton. Dies ist keine späte Entdeckung von Sprachwissenschaftlern, sondern eine Erfindung von Medienschaffenden in Shanghai. Sie gründeten im April 2016 das Online-Medium mit dem Namen „The Sixth Tone“. Es soll so etwas wie ein Zwischenton sein. Es berichtet meist über Themen, die die etablierten Staatsmedien vernachlässigen. „We will showcase a fresh side of China“, hieß es bei der Gründung, „by focusing on the everyday realities of Chinese people´s lives.” Den Anspruch hat meiner Meinung nach “The Sixth Tone” bislang erfüllt. Das Themenspektrum ist vielfältig und die Seite kommt – auch optisch – frischer daher als China Daily & Co. Aber auch dieses Medium ist – das sollte man nicht vergessen – ein Produkt des Staatsapparats. Es gehört zur staatlichen Shanghai United Media Group, die auch das Schwesterblatt „The Paper“ produziert. Diese Chinesisch-sprachige Seite wurde bereits im April 2014 gegründet und sollte vor allem das junge, Internet-affine Publikum ansprechen, das längst keine gedruckten Parteiblätter mehr liest. Weil The Paper bei der chinesischen Leserschaft gut ankam, hat man nach ähnlichem Muster 2016 für das ausländische Publikum „The Sixth Tone“ in Englisch gegründet. Mit im Gründungsteam war Colum Murphy, einst beim Wall Street Journal. Er ist inzwischen bei Bloomberg. Und auch der erste Chefredakteur Wei Xing ist nicht mehr dabei. Aktuelle Chefredakteurin ist Wu Haiyun (oder Ting Wu), die sich selbst so beschreibt: “A hopeless bookworm with a Ph. D. in cultural studies.”

 

Info:

Das Online-Magazin „Sixth Tone“ kann man hier lesen und abonnieren:  http://www.sixthtone.com/

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