OLD CHINA HANDS I Claudia Barkowsky, China-Repräsentantin des VDMA

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch immer mal wieder Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Old China Hand vorgestellt: Claudia Barkowsky (45).

Eigentlich wäre Claudia Barkowsky gerne Journalistin geworden, oder auch Kunsthistorikerin. Aber wo ist sie gelandet? Sie wurde Repräsentantin des VDMA – Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau – in Beijing. Nicht dass sie darüber unglücklich wäre, im Gegenteil, aber das Leben bietet eben überraschende Wendungen und ist nur bedingt planbar. Am Anfang stand freilich ein fester Wunsch: Weil sie („schon als Kind“) ein Interesse an China hatte, studierte sie Sinologie an der Berliner Humboldt Universität. 1997 fing sie dort mit 70 Kommilitonen an. Nach einem Jahr waren es nur noch 15. Zwei Jahre zog sie das anspruchsvolle Propädeutikum unter Bärbel Steinberg und Professor Klaus Kaden durch. Danach wechselte sie an die Uni Göttingen und kombinierte die Sinologie noch mit zwei Nebenfächern, nämlich – siehe oben! – Publizistik und Kunstgeschichte. Nach dem Wechsel nach Göttingen ging sie mit einem Stipendium des DAAD zum ersten Mal nach China, und zwar an die Peking Universität (Beida). „Das war wichtig, um zu schauen, ob das Studium das richtige ist und meine Vorstellung von China soweit passt“, sagt sie. Man könne nicht Sinologie studieren, ohne jemals in China gewesen zu sein. Für sie war es jedenfalls das Richtige und hat es gepasst. Nach Studienabschluss bekam sie 2005 eine Praktikantenstelle bei der AHK in Beijing und durfte einen Beijing Guide schreiben. Das machte sie so gut, dass sie ein Jobangebot von der damaligen AHK-Chefin Jutta Ludwig erhielt. Ihre Aufgaben: Sie sollte das Kammernetz in den drei Nordost-Provinzen ausbauen und in Tianjin ein Büro gründen. 2010 wollte sie eigentlich zurück nach Deutschland. Eigentlich. Dann hörte sie von Freunden, dass Daimler jemand für die Expat-Betreuung suchte. Sie sagte sich: Meine Chance. Warum nicht mal zu einem Konzern – bewarb sich und wurde genommen. Sie musste sich vor allem um die alltäglichen Problemchen und Probleme der Daimler-Expats bei den Joint-Ventures in Fuzhou und Shenzhen kümmern. Fünf Jahre lang lebte sie mit dieser Expat-Blase. Dann wollte sie wieder ins pralle Wirtschaftsleben. Sie übernahm 2016 die Leitung des VDMA-Büros. Das China-Office ist das größte Auslandsbüros des Verbandes: sieben Mitarbeiter in Beijing und fünf in Shanghai. Der deutsche Maschinenbau ist eine der aktivsten Industrien in China. 800 der über 3300 Mitgliedsfirmen haben in China investiert. Diese werden von Claudia Barkowsky und ihrem Team betreut. Sie organisiert Netzwerktreffen für die diversen Sparten wie Baumaschinen organisieren und sie muss den chinesischen Markt beobachten. Sie muss Kontakte zu den chinesischen Behörden und Elektrische Automation, besucht Mitgliedsfirmen, führt Umfragen durch, hält Vorträge und vertritt die Anliegen und Interessen des Maschinenbaus in China wo es geht. Sie muss Kontakte zu chinesischen Behörden und Verbänden pflegen, und zwischendurch musste sie auch noch den Umzug vom Landmark Tower in den Hyundai Tower managen. Über 16 Jahre lebt sie jetzt schon in Beijing. Die Stadt habe sich gewaltig verändert, sagt sie.  Und sie sich auch. „Anfangs hätte ich mir nie getraut, hier Auto zu fahren.“ Erst Jahre später sagte sie sich: Warum eigentlich nicht? Jetzt kurvt sie durch den chaotischen Verkehr. Derzeit sitzt sie – wie so viele – in China fest. Urlaub macht sie deshalb im Lande. Vergangenes Jahr war sie im tiefen Westen in Qinghai und Gansu, über die Mai-Feiertage in der Inneren Mongolei und Ningxia. „Aber mal wieder nach Deutschland zu fliegen, wäre auch schön.“

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