MEINUNGSMACHER I Finn Mayer-Kuckuk

Finn Mayer-Kuckuk (47) sitzt wie so viele derzeit im Home Office in Berlin-Kreuzberg. Von dort leitet er die Redaktion des relativ neuen täglichen Newsletters China.Table, der unter dem Dach der Trafo Media Tech GmbH von Sebastian. Turner entwickelt wurde. „Wir sind ein in der Pandemie geborenes Kind“, sagt Mayer-Kuckuk. Mit den Kollegen konferiert er nur per Video, die Redaktionsräume in der Berliner Wöhlertstraße hat er bislang kaum betreten. Aber Mayer-Kuckuk ist das journalistische Alleinsein gewöhnt. 16 Jahre war er Korrespondent für diverse deutsche Blätter, erst in Tokio, dann in Beijing,

In Japan entdeckte er seine Liebe zu Asien. Nachdem er schon in der Oberstufe ein bisschen Japanisch gelernt hatte, reiste er 1994 nach dem Abitur als Rucksacktourist nach Japan. „Mir gefielen damals die Schriftzeichen“, sagt er. Um sie zu entziffern, begann er das Studium der Japanologie und Sinologie an der Uni Hamburg. Später wechselte er an die Humboldt Universität Berlin. Dort lehrte der legendäre Florian Reiter, ein Verfechter der klassischen Sinologie. Mayer-Kuckuk musste zum Beispiel daoistische Texte in klassischem Chinesisch lesen. „Da fragte man sich schon, was nützt das?“ erinnert sich Mayer-Kuckuk. Um nicht den Bezug zur Gegenwart zu verlieren, nahm er VWL als Nebenfach. Das half ihm, als er sich nach dem Studium 2004 bei der Düsseldorfer Georg-von-Holtzbrinck-Schule bewarb, einer Ausbildungsstätte für Wirtschaftsjournalisten. „Ich wollte Journalist werden, am liebsten Auslandskorrespondent.“ Beides klappte. Nach der Journalistenschule bekam er sofort eine Stelle beim Handelsblatt in Düsseldorf. Allerdings war er nicht lange in der Zentrale in der Kasernenstraße. Bereits 2006 wurde er nach Tokio geschickt, weil damals die bisherige Korrespondentin Nicole Bastian zurückgegangen war. Vier Jahre berichtete Mayer-Kuckuk aus Japan, dann wurde er nach Beijing beordert. „Das war ein Kulturschock“, sagt er. Japanische Zurückhaltung stieß auf chinesische Ellbogenmentalität. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich lernte, meine Ellbogen einzusetzen.“ Das China anno 2010 war ein anderes als das heutige China. Mayer-Kuckuk beschreibt den Unterschied an einem Beispiel: „Damals war es kein Problem ein Interview mit einem Professor beispielsweise zum Thema Gewaltenteilung zu bekommen. 2018 dagegen hat mir kein chinesischer Akademiker mehr ein Interview gegeben.“ Er habe eine stetige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen erlebt. Anders als die Journalistengeneration zuvor, die über Aufbruchsstimmungen berichten konnte, sei seine Generation eher desillusioniert. Deswegen, aber auch weil „acht Jahre China genug“ waren, entschied er 2018, nach Deutschland zurückzukehren. Er schloss sich dem Büro „Die Korrespondenten“ an, einem Zusammenschluss von Freelancern, die für diverse Tageszeitungen aus der Bundeshauptstadt berichten. Im November 2020 dann der Anruf vom alten Kollegen Frank Sieren. Er stelle gerade im Auftrag des Medienunternehmers Sebastian Turner eine Redaktion für einen täglichen China-Newsletter namens China.Table zusammen. Ob er denn nicht Lust hätte dabei zu sein. Mayer-Kuckuk hatte Lust und trat in das Gründungsteam von China-Table ein, in dem er auf viele bekannte Gesichter traf.  Seit Anfang Mai ist er dort nun Leiter der achtköpfigen Redaktion. Er warte sehnlichst darauf, die Kollegen endlich einmal wieder persönlich zu treffen, sagt er in seinem Homeoffice. 

 

Info:

Ein Probe-Abo von China.Table kann man hier ordern: https://table.media/china/ihre-vorteile/

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