HU IS HU I Elkeson, chinesischer Fußballnationalspieler

Es war Ende September 2011 in Belém. Brasilien spielte gegen Argentinien, der südamerikanische Classico also. Auf der Bank der brasilianischen Selecao saß ein junger Spieler vom Botafogo FR: Elkeson de Oliveira Cardoso. Er kam aber nicht zum Einsatz. Damals grämte er sich, heute ist er glücklich darüber. Denn wäre er damals eingesetzt worden, wäre er heute nicht chinesischer Nationalspieler. Was seither in diesen zehn Jahren passiert ist, ist eine irre Geschichte, die hiermit erzählt wird. Weil Brasiliens Fußballteams notorisch klamm sind, müssen sie ihre Talente häufig verkaufen, meist nach Europa, aber auch nach China. So kam Anfang 2013 Elkeson für – aus heutiger Sicht – bescheidene 6,3 Millionen Dollar zu Guangzhou Evergrande FC und unterschrieb dort einen Vier-Jahres-Vertrag. Der Immobilienkonzern Evergrande war damals der Hauptsponsor des Fußballklubs in Guangzhou, der heute nur noch Guangzhou FC heißt, weil seit dieser Saison keine Sponsoren mehr im Vereinsnamen genannt werden dürfen. Elkeson wurde schnell zum Star der Mannschaft. Er war der Spielmacher und er schoss Tore, viel Tore. Er wurde zweimal Torschützenkönig und Guangzhou Evergrande FC zweimal chinesischer Meister und sogar Sieger der AFC Champions League. Anfang 2016 wurde er an Shanghai SIPG verkauft und wurde prompt mit diesem Klub Meister. Seit Sommer 2019 ist er wieder zurück in Guangzhou.

Wo Elkeson ist, ist scheinbar auch der Erfolg. Das ist natürlich auch den Herren im Chinesischen Fußballverband aufgefallen, die für die notorisch erfolglose Nationalmannschaft verantwortlich sind. Nur einmal – 2002 in Korea und Japan – schaffte es China zu einer Fußball-WM, um dann tor- und punktlos auszuscheiden. Für die nächste WM 2022 in Qatar will sich China wieder qualifizieren. Dazu muss sich das Riesenreich in der Qualifikation mit Fußballzwergen wie Syrien, Guam, den Malediven und Philippinen herumschlagen. Um diese „Hammer-Gruppe“ zu überstehen, kamen die Funktionäre auf die im Lande nicht unumstrittene Idee, einige ausländische Stars einzubürgern. Elkeson ist einer von ihnen. Im Sommer 2019 wurde Elkeson chinesischer Staatsbürger. Sein neuer Name: Ai Kesen. Auf Weibo meldete er sich umgehend auf Chinesisch mit den Worten „Ich bin Chinese.“ Wobei das mit der Sprache noch ein Problem ist. In Guangzhou hatte er nur Trainer, die Italienisch oder Portugiesisch sprachen. Da kam er mit seinem Portugiesisch durch. Doch er lerne Chinesisch, versichert er. Die chinesische Nationalhymne „Der Marsch der Freiwillligen“ kann er schon mitsingen. Demnächst ist er gleich dreimal zu hören. Am 3., 9. und 15. Juni trägt China in Dubai seine restlichen Quali-Spiele gegen die Malediven, die Philippinen und Syrien aus. Aber selbst wenn China alle drei Spiele gewinnen sollte, wird es wohl nicht zum ersten Platz reichen, denn Syrien liegt fast uneinholbar vorne. China muss deshalb hoffen, sich als einer der besten Zweitplatzierten zu qualifizieren. Dafür ist auch das Torverhältnis wichtig. China braucht die Tore von Ai Kesen.

Info:

Hier ein Interview mit Ai Kesen alias Elkeson kurz nach seiner Einbürgerung: https://www.youtube.com/watch?v=gzIlr0TdsrM

No Comments Yet

Comments are closed