WER MACHT WAS? Ostasiatischer Verein (OAV), Hamburg

Ein paar Mal durfte ich schon am Ostasiatischen Liebesmahl in Hamburg teilnehmen. Unbedarfte Freunde und Kollegen vermuteten das Event auf St. Pauli. Doch weit gefehlt. Das Liebesmahl fand in den letzten Jahren im ehrwürdigen Großen Saal des Hamburger Rathauses statt und als Kleidung sind Smoking und Abendgarderobe vorgeschrieben. Es istdas Ereignis der deutschen Asien-Community, veranstaltet vom Ostasiatischen Verein (OAV) mit Sitz in Hamburg. Der OAV ist eine Institution in der traditionsreichen Hansestadt, wo die Kaufleute Pfeffersäcke genannt werden.

16 dieser Pfeffersäcke (und ein Oberlandgerichtsrat) trafen sich am 13. März 1900 im Hotel Hamburger Hof am Jungfernstieg 30, um eben diesen OAV zu gründen. Treiber waren vor allem die ortsansässigen Handelshäuser, die damals schon regen Handel mit Asien, allen voran China und Japan, trieben. Folglich wurde bereits 1901 eine „Chinesische Kommission“ im OAV gegründet.

Gar nicht weit weg vom Gründungsort – an der Bleichenbrücke – befindet sich heute die Geschäftsstelle des OAV. Geschäftsführerin ist seit Februar 2019 Almut Rößner. Sie sagt: „Wir sind kein Branchenverband und somit von den Schwerpunkten und Unternehmensgrößen aber auch in der regionalen Abdeckung der Asien-Pazifik Region breit aufgestellt.“ Rund 450 Unternehmen sind derzeit Mitglied im OAV – vom Startup bis zum Konzern. Sie eint ein Anliegen: Informationen über und aus Asien zu bekommen und sich untereinander zu vernetzen.   

Strukturiert ist der OAV nach Ländern bzw. Regionen. In der Geschäftsstelle gibt es Länderreferenten und unter den Mitgliedern Länderausschüsse. Regionalmanager Greater China ist seit September 2020 Tim Posert. Er war vorher unter anderem Referent im Auswärtigen Amt und Consultant bei der GIZ in Peking. Vorsitzende des Länderausschusses China ist Dr. Sabine Stricker-Kellerer als Nachfolgerin von Matthias Claussen (derzeit Vizepräsident des OAV). Stricker-Kellerer ist die erfahrenste deutsche Anwältin im China-Geschäft. 

 Was bietet der OAV seinen Mitgliedern? Viele Veranstaltungen. 70 waren es im vergangenen Jahr. Fast alle online, was durchaus Vorteile haben kann. Rößner: „Wir haben dadurch viel bessere Möglichkeiten, Referenten aus Asien einzubinden.“ Und zum anderen: „Wir sind dadurch auch für die Mitarbeiter unserer Mitgliedsfirmen in Asien interessant.“ Für die Top-Ebene – also Vorstände und Geschäftsführer – wird der China Round Table (kleiner Kreis, closed door) angeboten. Tim Posert sagt: „Topentscheider interessieren vor allem geopolitische Themen.“ Daneben gibt es sogenannte Botschafterdialoge, bei denen zwei deutsche Botschafter ein Thema beleuchten. Kürzlich diskutierten Emily Haber (Washington) und Clemens von Goetze (Beijing) über Decoupling. Für die Botschafter der asiatischen Länder in Berlin wurde vergangenes Jahr das Programm Ambassadors in Dialogue gestartet. Sie besuchen dabei ein Bundesland, tauschen sich mit Firmen und Behörden vor Ort aus. Gestartet wurde im September mit Rheinland-Pfalz. Thüringen und Bayern sollen als nächste Ziele folgen. Die Länderausschusssitzungen sind auch sehr prominent besetzt, meist sitzen die AHK-Vertreter und Botschafter mit am Tisch. Für die mittlere Ebene der Unternehmen werden regelmäßig fachbezogene Vorträge und Webinare angeboten, zum Beispiel über Rechts- und Vertriebsthemen.

Querschnittsthemen, die mehrere Länder Asiens betreffen, werden in AGs behandelt. Rößner: „Die überregionalen Themen nehmen zu.“ Gestartet wurde mit der AG Infrastruktur.  Inzwischen gibt es auch einen Textile Round Table und, ganz neu, eine AG Berufsbildung. Außerdem liegt eine Anfrage der German Health Alliance vor, ob man nicht in diesem Bereich auch eine AG gründen könne.

Aber egal ob AG, Webinar oder Closed-Door-Meeting – die wichtigste Veranstaltung ist und bleibt das Ostasiatische Liebesmahl. Wegen Corona fand es vergangenes und dieses Jahr nicht statt. „Das waren für uns schwere Entscheidungen“, sagt Almut Rößner, „bislang ist die Veranstaltung nur in Jahren der Weltkriege ausgefallen.“  Um so mehr freut sie sich, dass sie verkünden kann, dass nächstes Jahr das Liebesmahl – es wird das 100. sein – wieder stattfindet und mit einem besonderen Jubiläumskonzert verbunden sein wird. Das Datum steht schon fest: Es ist – kein Scherz – der 1. April.

Info:

Die Homepage des OAV ist unter folgender Adresse erreichbar: www.oav.de

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