MEINUNGSMACHER I Hu Xijin und die Global Times

Die Global Times startete 1993 zunächst als Tageszeitung, im April 2009 kam dann die englischsprachige Ausgabe heraus. Bis heute ist sie neben China Daily, dem Regierungsblatt, die einzige englischsprachige Tageszeitung.  Sie ist keine Übersetzung der chinesischen Ausgabe. Sie hat eine eigene Redaktion, die in schmucklosen Gebäuden auf dem Gelände der People´s Daily im Beijinger Bezirk Chaoyang residiert.

Im Westen wird die Global Times aufgrund ihrer nationalistischen Rhetorik meist als Propagandablatt der Kommunistischen Partei eingestuft und abgewertet. Muss man dieses Blatt deshalb überhaupt lesen?

Ja, sagt Zhang Jiang, Journalismus-Professor an der Beijing Foreign Studies University: „Even if you don´t like it, you´ll probably have to read what it says.”   Dort kann man lesen, was hochrangige Parteigänger denken, aber sich nicht trauen zu sagen. Das bestätigte auch Chefredakteur Hu Xijin in einem Quartz-Interview: „They can´t speak willfully, but I can.“

Hu nimmt kein Blatt vor den Mund und hat deshalb wenig schmeichelhafte Spitznamen. Zum Beispiel „Frisbie Hu“. Wenn ihm die Regierung oder Partei etwas zuwirft, posaunt er dieses gleich durch sein Sprachrohr in die weite Welt hinaus. Die Schweizer NZZ-Redakteurin Katrin Büchenbacher nennt ihn „Chinas Staatspropagandist Nr. 1“. Büchenbacher kennt Hu, denn sie hat für Global Times gearbeitet.

Der 61jährige Hu Xijin hat eine interessante Vergangenheit. 1989 war der Student Hu auf dem Tiananmen noch unter den Protestierenden. Danach ging er als Journalist zur People´s Daily. Für das KP-Blatt war Hu, der einst Russisch studierte, unter anderem Kriegsreporter auf dem Balkan und im Irak. Die zerfallenden Staaten Sowjetunion und Jugoslawien haben ihn geprägt:  „I saw the changes in the Soviet Union and Yugoslavia. Then I saw China´s development. It changed my mind.”

Scharfmacher Hu ist auch in China nicht unumstritten. Wer so wie er austeilt, hat nicht nur Freunde. Seine Gegner lancieren dann schon mal ein paar Details aus seinem Privatleben. Sein Sohn soll sich nach Kanada abgesetzt haben. Er soll 570 000 Yuan im Jahr bei Global Times verdienen und obendrauf noch 12 Millionen Yuan durch sein Engagement bei Douyin und Toutiao, wo er Millionen Follower hat. Außerdem soll er ein Luxusappartment im Wert von 25 Millionen Yuan besitzen.

 

Info:

Global Times gibt es auch online und zwar hier: www.globaltimes.cn

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