Ist die Seidenstraßen-Initiative ein wichtiger Bestandteil der Welteroberungsstrategie, die viele Beobachter und Kommentatoren China unterstellen? Oder ist es eher ein Popanz, der da im Westen aufgebaut wird? Kürzlich hat Sebastian Heilmann in einem langen Essay (siehe CHINAHIRN 12) „Mythen und Realität“ dieser Initiative analysiert und kam zu dem Schluss: „Das Seidenstraßen-Programm formuliert keinen Masterplan zur Umgestaltung der Welt oder gar zur Herstellung chinesischer Vorherrschaft.“ Jetzt argumentiert ein umfangreicher Bericht aus den USA ganz ähnlich. Eine Task Force unter Vorsitz von Jacob J. Lew und Gary Roughead kommt zu dem Schluss, dass die Belt and Road Initiative (BRI) nicht primär den Zweck habe, globale Dominanz anzustreben: „This Task Force, however, argues that China pursued BRI primarily to address a number of domestic issues.” Das heißt freilich nicht, dass die Autoren die BRI als ein nicht ernst zu nehmendes Projekt einstufen. Im Gegenteil: „BRI poses a significant challenge to US interests.” In diesem Zusammenhang ist interessant, dass US-Präsident Joe Binden am 26. März in einem Telefonat mit Boris Johnson die Idee ventilierte, dass die demokratischen Staaten eine Alternative zur BRI entwickeln sollten.
Info:
China´s Belt and Road – Implications for the United States, Independent Task Force Report No. 70, Jacob J. Lew und Gary Roughead (Chairs), Jennifer Hilman und David Sacks (Project Directors), Council on Foreign Relations (CFR), 190 Seiten: https://www.cfr.org/report/chinas-belt-and-road-implications-for-the-united-states/findings